Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

Zur publizistischen Auswertung des österreichisch-jugoslawischen Archivabkommens. Eine Erklärung der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs

Literaturberichte 515 Darstellungen über Mayers Rolle innerhalb der Minorität, wurden von ihm selbst im Sommer 1871 zusammengefaßt und redigiert. Im vorigen Jahrhundert hatte sie der Wiener Kirchengeschichtsprofessor Cölestin Wolfsgruber kopieren lassen, Teile daraus bei der Redaktion seiner Schwarzenberg-Biographie in das Manuskript gefügt, während sich die Reste dieser Abschrift im Wolfsgruber-Nachlaß des Wiener Schottenar­chivs fanden. Sch. konnte einen Mikrofilm der Gesamtnotizen aus dem Staatlichen Zentralarchiv Prag, wo das Original liegt, erhalten und sie sowie sieben Briefkopien aus dem Wolf sgr uber-Nachlaß für seine große Arbeit verwenden. In ihrer Gesamtheit sind die Aufzeichnungen von Salesius Mayer eine der wichtigsten Quellen für die theologischen Positionen der österreichisch­ungarischen Minoritätsbischöfe auf dem Ersten Vatikanischen Konzil und sie ermöglichen einen interessanten Einblick in die bei Kardinal Rauscher abgehaltenen Bischofskonferenzen, von denen — im Gegensatz zu den Protokollen der französischen Minoritätsberatungen — bis jetzt keine an­deren Aufzeichnungen als die Mayers bekannt sind. Sie sichern auch ver­schiedene Mitteilungen des später zum Altkatholizismus übergegangenen Kirchenhistorikers Johann Friedrich, die man wegen ihrer polemischen Färbung für nicht stichhältig hielt. Der Hg. hat sich in der sehr soliden Einleitung mit der kirchlichen Lage in Böhmen, mit den Kardinälen Schwarzenberg und Rauscher wie mit der Persönlichkeit von Salesius Mayer beschäftigt und den Quellenwert der Konzilsnotizen analysiert. Aus dem Fundus seiner Dissertation stammt auch der kenntnisreiche Kommentar, mit dem Sch. diese seltenen Privat­dokumente für die Konzilsgeschichtsforschung zugänglich gemacht hat. Bei aller Akribie vermißt der mit der neueren und neuesten österreichi­schen Kirchengeschichtsliteratur in etwa Vertraute die Benützung einiger Werke, die den Kommentar von P. Schatz ergänzt und nuanciert hätten: so die Arbeiten von Max Hussarek von Heinlein und Erika Weinzierl zu Abschluß und Auflösung des Konkordats von 1855, die geistvolle Studie von Friedrich Engel-Janosi (Liberaler Katholizismus?), die Dissertation von Edith Saurer über die Politischen Aspekte der österreichischen Bi- schojsernennungen 1867—1903 und die von Maximilian Liebmann ver­faßte Kurzbiographie über Johann Baptist Zwerger in den von Karl Amon herausgegebenen Bischöfen von Graz-Seckau 1218—1968. Leider wurden auch Arbeiten aus der Serie Wiener Beiträge zur Theologie nicht berück­sichtigt, obwohl dort mehrere Studien von Josef Pritz und seinen Schülern zu Anton Günther und der Wiener philosophisch-theologischen Schule vor­liegen. Das Bild des Kardinals Schwarzenberg hätte bei der Verwendung des von Kronprinz Rudolf 1885 verfaßten anonymen Nachrufs im Neuen Wiener Tagblatt (Kronprinz Rudolf. Politische Briefe an einen Freund 1882—1889, hg. und eingeleitet von Julius Szeps [Wien 1922] 192—194) eine noch interessantere Beleuchtung erhalten können. Es ist jedoch Prof. Augustinus K. Huber vom Institut für Kirchenge­schichte von Böhmen-Mähren-Schlesien sehr zu danken, daß er die Möglichkeit geboten hat, dieses bis jetzt einzige Konzilstagebuch aus Österreich zum Ersten Vatikanum zu veröffentlichen. Elisabeth Kovács (Wien) 33*

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