Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

SCHOBER, Richard: Die Tiroler Konservativen in der Ära Taaffe

280 Richard Schober ein unzerreißbares Band bindet uns Deutsche und Italiener wieder; das ist: derselbe Glaube, dieselbe Treue zu Kaiser und Vaterland“ 84). Schließlich wurde ein Kompromiß geschlossen, der den Konservativen die Hälfte der Mandate im Großgrundbesitz brachte; über diese Kurie kam auch Giovanelli trotz seiner Niederlage gegenüber Zallinger in den Reichsrat85 *). Im ganzen gesehen hatten die die Regierung unterstützen­den Parteien einen Wahlsieg errungen; über zwanzig Mandate nahmen sie der Linken ab 8C'). Die Tiroler Partei unterschätzte aber in ihrer Eu­phorie über den Sieg die Wunden, die ihr der Erfolg Zallingers geschla­gen hatte. Ebenso fraglich war der Erfolg im Großgrundbesitz, denn durch das Bündnis mit den italienischen Nationalliberalen wurde die Macht des Irredentismus in Welschtirol gestärkt. Dazu kam noch, daß die deutschen Konservativen damit den konservativen italienischen Austriacanti den Todesstoß versetzt hatten. Die konservativen Italiener wurden noch mehr in das nationale Fahrwasser gedrängt, eine Entwicklung, die im gleichen Jahr zum Eintritt in den von den Nationalliberalen dominierten „Club Italiano“ führte. Der Sieg der deutschen Konservativen im Großgrund­besitz kann daher zu recht als Pyrrhussieg bezeichnet werden. Auch der allgemeine Erfolg der die Regierung unterstützenden Parteien nützte mehr dem Ministerium Taaffe als den Tiroler Konservativen, deren Be­deutung im Reichsrat dadurch noch mehr sank, da die Regierung ihre Unterstützung nicht mehr so dringend brauchte. Noch dazu wurde die Partei damit von den Slawen, die sie zur Unterstützung ihrer födera­listischen Forderungen mißbrauchten, im verstärkten Maße abhängig. So ist die Kritik Zallingers an der Partei durchaus verständlich. In einer Flugschrift wandte er sich gegen die slawophile Haltung der Tiroler Konservativen, da diese dem Hohenwartklub angehörten, in dem die Sla­wen dominierten. Um dem abzuhelfen, schlug Zallinger die Gründung eines Zentrums nach deutschem Vorbild vor, was aber wegen der Macht­verhältnisse innerhalb der die Regierung unterstützenden Majorität nicht möglich war 87). V Da es für die Konservativen keinen anderen Ausweg gab, stellten sie sich ganz hinter das System Taaffe, das nach ihrer Ansicht „der ausge­sprochene, prinzipielle und faktische Gegensatz zu jeder vergangenen oder künftigen nationalen Einseitigkeit und Kastenherrschaft, welche nur 84) Ott Geschichte Tirols 1 200. 85) Neue Tiroler Stimmen 1885 Juni 5. 88) Neue Tiroler Stimmen 1885 Juni 17. 87) Andreas Hofer, Beilage zu Nr. 28 ex 1885; vgl. Anm. 75.

Next

/
Thumbnails
Contents