Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)

LAUBACH, Ernst: Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich

14 Ernst Laubach eintrafen66). Stichwortartige Aufzeichnungen von den Antworten Karls auf die von Bredam vorgetragenen Punkte haben festgehalten, man habe bei dieser Angelegenheit zunächst Schwierigkeiten gefunden, doch schließ­lich habe der Kaiser versprochen, für Ferdinand sorgen zu wollen67 68). Welcher Art aber die angesprochenen Schwierigkeiten waren, läßt sich nur vermuten; Einwände grundsätzlicher Natur waren es schwerlich88). Vor allem dürften sie den Zeitpunkt betroffen haben, den man in Spa­nien nicht für günstig hielt69). Schon vom Anfangsstadium der Verhand­lungen meldete Salinas, der Großkanzler Gattinara habe im Gespräch mit Bredam dieselben Hindernisse angeführt, die auch anläßlich der ersten Anfrage Ferdinands vorgebracht worden seien 70). Sofern man Ferdinands Instruktion für Bredam als einen Versuch auffaßt, jene Einwände zu ent­kräften, wäre also festzustellen, daß in dieser Angelegenheit die ge­wünschte Wirkung nicht erzielt wurde. Nicht seine Argumente, sondern ein militärisches Ereignis, der Sieg der habsburgischen Truppen über die Franzosen bei Pavia, von dem Karl am 10. März 1525 die offizielle Nach­richt erhielt, brachte Ferdinand in seinem Streben nach der römischen Königskrone den ersten großen Schritt vorwärts. Ferdinand selbst hat als Konsequenz des Sieges sogleich empfohlen, Karl solle die zu seinen Gunsten veränderte politische Lage ausnutzen, sich rasch nach Italien begeben und zum Kaiser krönen lassen71 *). Dieselbe Schlußfolgerung verfocht in Spanien Gattinara und ergänzte sie mit dem Hinweis, man könne und solle auch Ferdinands Verdienste um diesen Sieg dadurch würdigen, daß man ihn zur Kaiserkrönung und Einleitung seiner Königswahl ausnutze7Z). Karl folgte den Gedanken seines Kanzlers, als er Ende März dem Bruder schrieb: 66) Vgl. Bauer Anfänge 227 Anm. 5. 67) „Pour aultant que touchent le fait au roi des Romains, du comencement s’y est trouvé difficulté, toutesfois pour conclusion sa mte a promis en pour veoir mond. sr.“ (Korr. 1 259). 68) Nach einem Bericht von Salinas, 1524 Juli 16, hat Hannarts negativer Bericht über Ferdinands Königschancen Karl verstimmt (Rodriguez Villa El emperador 199). 69) Karl an Ferdinand, 1525 Februar 28 (Korr. 1 270). Salinas an Ferdinand, 1525 Januar 10 (RodriguezVillaEi emperador 249). 70) An Salamanca, 1524 November 15 (ebenda 236). 71) Instruktion für Salinas, 1525 April 2 (Korr. 1 282—291, bes. 290). Eine Wiederholung seines persönlichen Anliegens hat Ferdinand darin vermieden; indirekt mahnte er zur Eile durch Hinweise auf französische Umtriebe bei einigen Kurfürsten (285). 72) Karl Brandi Nach Pavia (— Berichte und Studien zur Geschichte Karls V. 17) in Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-hist. Klasse (1939) 209 f und 151 f; dsbe Der Kaiser und sein Kanzler (= Be­richte 9) in Nachrichten etc. (1932) 243 f; dsbe Karl V. 1 187. — Gattinara war schon früher für eine großzügige Behandlung (und Verwendung) Ferdinands eingetreten. Vgl. Carlo B o r n a t e Historia vite et gestorum per dominum magnum cancellarium (Mereurino Arborio di Gattinara), con note, aggiunte e documenti in Miscellanea di Storia Italiana 3a serie 17 (Torino 1915) 407.

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