Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
LAUBACH, Ernst: Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich
Karl V., Ferdinand I. und die Nachfolge im Reich 7 als Zustimmung auffassen, wenn Karl ihm ausrichten ließ, er werde ihn brüderlich unterstützen24 25), und die Empfehlung gab, Ferdinand möge sich der Kurfürsten versichern 2ä). Freilich war für Ferdinand damit nur die Möglichkeit zu vorsichtigen Sondierungen eröffnet, die eigentliche Initiative mußte eben doch von Karl ausgehen. Der aber hielt anscheinend andere Probleme für dringlicher und den Zeitpunkt für noch nicht gekommen; denn er hatte keine konkreten Hinweise gegeben, daß oder wann er in dieser Angelegenheit selbst aktiv werden wolle26). Dabei wäre eine Kaiserkrönung Karls in Spanien, wie sie Ferdinand vorschwebte, um die erste Voraussetzung für seine Erhebung zu erfüllen, in der ersten Hälfte des Jahres 1523 durchaus ein gangbarer Weg gewesen: Der Papst, Karls früherer Erzieher, hatte Ferdinands Gesandten gegenüber seine Bereitschaft dazu erkennen lassen27). Mit dem Tode Hadrians VI. am 14. September 1523 wurden die Chancen dafür wesentlich geringer. Auch im Reich gab es damals eine gewisse Erwartung, daß Karl wohl bald seinen Bruder zum Römischen König zu befördern suchen werde28); die Reichsstädte hatten ihm im August 1523 sogar erklären lassen, sie würden diesen Schritt sehr begrüßen, zumal dadurch das Reichsregiment überflüssig würde 29). Aber Karls Kommissar für den nächsten Reichstag, Hannart, hatte keinen Auftrag, in dieser Richtung tätig zu werden 30). 24) So in der Wiedergabe Ferdinands (Korr. 1 161). 25) Salinas an Ferdinand, 1523 August 14: „Senor, ... hablamos á S. M. en el negocio del estado del Rey de Romanos, porque S. M. fuese servido de pro veer en ello si su via je tuviese dilacion en la ida de Italia... S. M. nos respondió de muy buena voluntad y que le parecia que V. A. debia de ganar y aseguarese de las personas que á ello tenian poder“ (Rodriguez Villa El emperador 126). 26) Das kann man der Antwort Ferdinands auf einen verlorenen Brief Karls vom 14. August 1523 entnehmen (Korr. 1 93). 27) Vgl. den Bericht des Gesandten Ferdinands in Rom, Balbi, 1523 Februar 23 (Korr. 1 193). 28) Des Kursächsischen Käthes Hans von der Planitz Berichte aus dem Reichsregiment in Nürnberg 1521—1523, gesammelt von Ernst W ü 1 c k e r, nebst ergänzenden Aktenstücken bearb. von Hans Virck (Leipzig 1899) 491: Planitz an Kurfürsten, 1523 Juli 16: „Und fuge E. cfl. Gn. hirauf undertheniglich zu wissen, das die rede alhie ist, als solt graff Heynrich von Nassaw in Niderland ankomen sein als ein geschigkte potschaft kei. Mt. ins reich, ob villeicht derselb suchen solde, Ferdinandum zum Römischen konig zu machen.“ 29) Baumgarten Karl V. 2 306—309. so) Da die Weisungen Karls an Hannart nicht erhalten sind (mit Ausnahme der Instruktion für den Reichstag), ist die Vermutung nicht zu beweisen, ob er vielleicht erst einmal erkunden sollte, wie man im Reich über eine etwaige Erhebung Ferdinands zum Römischen König dachte. Auffallend ist, daß Hannart nicht nur pflichtgemäß an Karl über einschlägige Gespräche der Fürsten am Reichstag berichtete, sondern auch zweimal an Erzherzogin Margarete schrieb, Ferdinand sei unbeliebt und habe kaum Chancen. Hannarts Bericht an Karl, 1524 März 14 in Correspondenz des Kaisers Karl V., mitge- theilt von Karl L a n z, 3 Bände (Leipzig 1844—1846), hier 1 106 f; seine Briefe an Margarete in RTA 4, bearb. von Adolf W r e d e (Gotha 1905) 692—694 und 765—769.