Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568)
114 Gernot Heiß 1526, bei der Gewinnung der böhmischen Krone für Ferdinand, konnte Maria ihren Einfluß als Herrin dieser sieben freien königlichen Städte zugunsten ihres Bruder geltend machen10 *). Peter Rasin dürfte dabei eine Rolle gespielt haben, denn als Unterkämmerer der Königin war er auch Vertreter dieser Städte bei den Land- und bei den Gerichtstagen u). Er dürfte also das Eintreten der Städte Marias für Ferdinand beim Wahllandtag betrieben haben und stand vermutlich auch hinter der Verbreitung des Schreibens der Königin-Witwe an die Stadt Königgrätz, in dem sie um Beistand in der Not bat12 *). Maria setzte sich bei Ferdinand 1529 für Peter Rasin ein, als er sich beim König um das Amt des Unterkämmerers bewarb — sie hatte aber keinen Erfolg ls) — und empfahl ihn 1531 Anna als Unterkämmerer 14). Außer diesen Leibgedinge-Städten, die jeder böhmischen Königin zustanden, und kleineren Besitzungen in Böhmen15) bekam Maria auch Einkünfte und Besitzungen in den Nebenländern der böhmischen Krone. So überließ ihr Ludwig bereits 1522 Steuereinkommen in der Markgrafschaft Oberlausitz zur Deckung von Schulden16), die Sechsstädte 17) boten der Königin 1523 als „Berna“ 12.000 rh. fl.18), und Ludwig trat ihr am 30. März 10) Anton Rezek Geschichte der Regierung Ferdinands I. in Böhmen 1: Wahl und Regierungsantritt (Prag 1878) 51. h) Bericht über Rasins sonstige Einkünfte, zur Abrechnung desselben für Maria angefertigt, 1529 August 26: HHStA Familienakten 8, Korrespondenzen und Rechnungen etc. fol. 16r (er erhalte dafür jährlich aus dem Schöppenamt 200 und einige Schock Groschen; von Königgrätz dazu jährlich 6 Schock für einen Hofrichter). 12) Vgl. Rezek Regierung Ferdinands 1. 9. 13) Maria an Ferdinand, 1529 Februar 23 Znaim, ed. Bauer-— Lacroix Korrespondenz 2/2 376 ff; Ferdinand an Maria, 1529 März 22 Speyer, ed. ebenda 383 f. n) Maria an Ferdinand, 1531 März 13/14 Linz, ed. Wolfram — Thomas Korrespondenz 3 61 f. i5) Niclas Rican zu Horzovic (?) verpflichtet sich Königin Anna für Haus und Hof in der Prager Altstadt, die jetzt Anna gehören, ihm aber früher von Maria auf Lebenszeit gegeben wurden, 1527 März 26 (Prag): Or. Im HHStA Familienurkunde 1192. i«) Siehe dazu Paul Arras Regestenbeiträge zur Geschichte König Ludwigs II. von Ungarn und Böhmen, zusammengestellt auf Grund von Urkunden, welche sich im Bautzener Ratsarchiv vorfinden in Wissenschaftliche Beilage zu dem Programm des Gymnasiums zu Bautzen (Bautzen Ostern 1893) 13 ff, wo mehrere Schreiben der Königin an die sechs Städte der Oberlausitz, 1522 Juni 18 Prag und danach, zitiert sind. 17) Die Markgrafschaft Oberlausitz wurde nach den sechs Städten (Bautzen, Görlitz, Zittau, Löbau, Lauban und Kamenz), aus deren Bündnis sie entstand, auch Sechsstädteland oder Sechsstädte genannt. i®) Burgo an Salamanca 1523 März 9/10 Prag: Or. im HHStA Große Korrespondenz 25b; Bestimmungen Marias über Schuldentilgung aus den Steuern, die ihr Ludwig überließ, und wofür ihr die Gesandten der Oberlausitz 12.000 rh. fl. (bzw 14.000 rh. fl.) anboten, 1523 März 8 Prag, zit. bei Arras Regestenbeiträge 17.