Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 29. (1976)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568)
94 Gernot Heiß versuchte er jedoch, den Preßburger Dreißigstzoll zurückbekommen6), gab aber, wegen Marias finanzieller Notlage, dieses Vorhaben auf 7). 1526/27 verwaltete Bernhard Beheim für Maria das Preßburger Zollamt. Als er Ende 1527 über seine Amtsführung Ferdinand Rechnung legen sollte, sich aber wegen Krankheit entschuldigen ließ, kam es zu Intrigen gegen ihn, doch die Königin stand auf seiner Seite 8). Sie einigte sich nun mit Ferdinand dahingehend, daß Beamte Ferdinands den Dreißigst einhoben und Maria zu deren Kontrolle einen Beamten als Gegenzeichner ernannte. Der Ertrag sollte gegen Quittung der Königin gegeben werden 9). Am 1. März 1531, vor Marias Abreise in die Niederlande, verwies Ferdinand sie abermals auf den Ertrag des Preßburger Dreißigst: 18.032 rh. fl., die Maria ihrem Hofgesinde schuldete, sollten daraus bezahlt werden 10). Nach Ferdinands Meinung waren damit die bisherigen Verweisungen hinfällig geworden 11). Ferdinand ließ im Juni 1531 in Ungarisch-Altenburg ein neues Dreißigst- amt errichten. Dieses sollte die Ämter in Stuhlweißenburg und Ofen ersetzen, die — nun, nach der mißlungenen Offensive gegen Ofen, hatte sich gezeigt, daß König Johann nicht mehr so leicht wie 1527 aus Ungarn vertrieben werden konnte, mit seiner Herrschaft also auch längerfristig gerechnet werden mußte — an Zápolya verloren waren. Marias Beamte 6) Instruktion Ferdinands für Hans v. Lamberg und Stefan Pempflinger zu Verhandlungen mit Maria, 1528 Februar 4 Ofen, ed. Bauer-—Lacroix Korrespondenz 2/1 187; Instruktion Ferdinands für Joseph v. Lamberg zu Verhandlungen mit Maria, 1528 Juni 2 Prag, ed. ebenda 229 f. ?) Aufzeichnung Marias über die Joseph v. Lamberg erteilte Antwort, 1528 Juni 12 Neusiedl, ed. ebenda 247 f; Maria an Ferdinand, 1528 Juli 9/10 Ödenburg, ed. ebenda 262 f; Aufzeichnungen Marias über ihre Joseph v. Lamberg bezüglich des Dreißigst erteilte Antwort, 1528 Juli 10 Ödenburg, ed. ebenda 264 f. 8) Maria an Ferdinand, 1527 Dezember 21 Ungarisch-Altenburg, ed. ebenda 166; Aufzeichnungen Marias über eine Ferdinand erteilte Antwort, s. d. (Ende 1527), ed. ebenda 168 f. 9) Ebenda. Ferdinands Dreißiger sollten jedoch keine Ungarn sein (Maria an Ferdinand, 1528 Juli 5 Ödenburg, ed. ebenda 256/1), wohl, weil schon jetzt die ungarischen Kammerräte sich gegen die Vergabe ungarischer Einkommen an Maria wehrten; zur Einsetzung der Beamten Ferdinands dürfte es im Sommer 1528 gekommen sein (Ferdinand an Maria, 1528 Juli 25 Prag, ed. ebenda 273/1; Maria an Ferdinand, 1528 August 27 Trautmannsdorf, ed. ebenda 283/3; Ferdinand an die niederösterr. Kammerräte, 1528 Juli 28 Prag: Kopie im HHStA Ungarn 343 fol. 89). 10) Urkunde Ferdinands, 1531 März 1 Linz: Or. im HHStA Ungarn 343 fol. 119; Verzeichnis der Schulden Marias, die sie Ferdinand ersucht auf gute Einkommen zu verweisen, 1530 November 15: HHStA Familienakten 97. H) Vgl. Aufstellung der Forderungen Marias an Ferdinand, für die sie keine Sicherstellung bekam, s. d. (1540): HHStA Familienakten 9, ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 2 26 ff; zwei Aufstellungen des Ertrages Marias aus dem Preßburger Dreißigst, s. d. (1540): HHStA Ungarn 344 fol. 20 ff.