Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

WINTER, Otto Friedrich: Personalunterlagen des Zweiten Weltkrieges im Kriegsarchiv

56 Otto Friedrich Winter Die kurzfristige Übernahme solch gewaltiger Schriftgutmassen durch das Kriegsarchiv war nur möglich, weil dieses noch über verhältnismäßig stattli­che Speicherreserven verfügte. Insbesondere waren in den Jahren 1956 und 1957 im Hochparterre und im 1. Stock des Nordtraktes mehrere ehemalige Arbeitsräume und ein langer, hoher Gang provisorisch mit Holzstellagen ausgestattet worden, die nunmehr binnen Kürze belegt waren21). Bei dieser Unterbringung besteht für die ständig in großem Umfang erforderliche Aus­hebe- und Einlegetätigkeit ein erheblicher Nachteil darin, daß die Regale teils sehr tief sind (4 bis 5 Faszikel stehend hintereinander), teils eine be­trächtliche Höhe der Stellagen gegeben ist (etwa 3,50 m mit 7 Regalen), so- daß ein Einsatz von vielsprossigen Leitern unumgänglich ist. Da mit diesem Speicherraum jedoch nicht das Auslangen gefunden werden konnte, wurden nun im Stiegenhaus des Nordrisalits Holzstellagen errichtet, es wurden aber auch in verschiedenen Speichern vorfindliche Belegslücken herangezogen. Teile der Wehrmachtsregistraturen wurden in den Originalblechkasten im - eigentlich als Benützersaal für Forscher adaptierten - Festsaal oder auf brei­teren Gängen aufgestellt, wieder andere - vornehmlich Karteien - auf Ti­schen und in Kasten in den Referentenzimmern oder den davor liegenden Gängen. Dort mußte auch ein Großteil der sofort einsetzenden Ordnungsar­beiten abgewickelt werden. Es liegt auf der Hand, daß durch diese Situation die Sicherheit der Archivalien vor dem Zugriff Unbefugter ebenso in Frage gestellt war wie die Feuerschutzbestimmungen und daß die Such- und Aus­hebetätigkeit nur unter unverhältnismäßig großem Zeitaufwand ohne die Gewißheit eines verläßlichen Ergebnisses durchgeführt werden konnte. Es bedurfte sorgfältiger Planungen und vieler Jahre intensiver Arbeit, bis es ge­lang, das Wehrmachtschriftgut im Bereich des Hochparterres und des 1. Stockwerks des Nordtraktes zu konzentrieren. Dies war nur möglich durch Einbeziehung von zwei bisher nicht als Speicher verwendeten Räumen, von denen der eine mit Metallstellagen, der andere mit Tischen zur Aufstellung von Karteikasten ausgestattet wurde, und eines Teiles des „Direktionsgan­ges“, ferner durch die Umlagerung älterer Bestände aus dem Nordrisalit- Speicher. Trotzdem ist immer noch ein Teil des Bibliotheks-Reservespeichers in Anspruch genommen. Eine weitere räumliche Entlastung und die Schaf­fung einer Reserve für die laufenden Zuwächse könnte durch die Ausschei­dung der nicht dauernd aufzubewahrenden Teile im Rahmen einer Skartie- rungsaktion erfolgen; eine Inangriffnahme dieser Aufgabe ist jedoch aus Per­sonalgründen überhaupt nicht abzusehen. Für die Ordnungsarbeiten mußte die möglichst rasche Benützbarkeit für die Zwecke der Personalauskünfte der Verordnungsblätter der Wehrmacht und des Heeres, der Personalfragen gewidme­ten Dienstvorschriften, aber auch der hauptsächlich in der Reihe der Veröffent­lichungen des Bundesarchivs der BRD erschienenen Abhandlungen über einzelne Wehrformationen oder zusammenfassende Darstellungen der gesetzlichen Regelungen. 21) Tätigkeitsbericht des Kriegsarchivs für die Monate Jänner und Februar 1957: KA Reg. ZI. 19.129/57.

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