Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

AUER, Leopold: Archive und elektronische Datenverarbeitung

42 Leopold Auer bei der elektronischen Datenverarbeitung lassen sich in Eingabe, Verarbei­tung bzw. Speicherung und Ausgabe unterteilen, die nach den Anweisungen einzelner Programme (Software) mit Hilfe der Zentraleinheit, dem Computer im eigentlichen Sinn, und den peripheren Randeinheiten durchgeführt wer­den. Zentraleinheit und Peripherie (Dialog-, Ein- und Ausgabegeräte, Ex­ternspeicher), die durch Kanäle miteinander verbunden sind, faßt man unter dem Begriff der Hardware zusammen. Die Zentraleinheit besteht aus Hauptspeicher, Steuer- und Rechenwerk. Der Haupt­speicher enthält alle Information, die man gespeichert hat oder verarbeiten will, dane­ben aber auch die Programme, die dazu nötig sind. Er besteht in der Regel aus Ma­gnetringen (Magnetkernspeicher), die von Drähten durchzogen sind und bei Stromstö­ßen je nach der Stromrichtung ein Magnetfeld aufbauen. Der eine Zustand erhält da­bei die Wertigkeit 0, der andere die Wertigkeit 1 zugesprochen. Diese beiden Wertig­keiten eines Magnetkerns (als Informationseinheit bit genannt) sind die beiden Zei­chen, durch deren Kombination alle Daten dargestellt werden müssen. Man faßt dazu jeweils acht Magnetkerne (bits) zu bytes zusammen, die fortlaufend durchnumeriert werden und für je ein Zeichen (numerisch oder alphanumerisch) stehen. Für arithmetische oder logische Operationen, die mit diesen Daten durchgeführt wer­den, bedarf es genauer Anweisungen; ihre Summe bildet das Programm, das vom Steuerwerk gelenkt wird. Da der Computer nur seinen eigenen Maschinencode lesen kann, der wieder auf einer Kombination der beiden Wertigkeiten 0 und 1 eines Ma­gnetkerns basiert, müssen zuvor alle in einer bestimmten Programmiersprache* 57) abge­faßten Befehle in diesen Maschinencode übertragen werden, was mit Hilfe eigener Umwandlungsprogramme (Compiler, Assembler) geschieht. Im Rechenwerk erfolgt dann die Durchführung der arithmetischen und logischen Operationen, die jeweils auf additives Zählen oder Vergleichen (kleiner, größer, gleich und deren Gegenteil) zweier oder mehrerer Werte zurückzuführen sind. Bis ein Programm läuft, sind umfangreiche, äußerst präzise Vorarbeiten nötig58), dafür vollziehen sich dann komplizierteste Pro­grammabläufe in Sekundenschnelle59). Der größte Vorteil eines Computers liegt daher erstens in der Durchführung gleichartiger, häufig wiederkehrender Operationen, für die man einerseits nur einmal ein Programm erstellen, andererseits bei nichtelektroni­scher Durchführung eine ungleich längere Zeit aufwenden muß, und zweitens in seiner Speicherkapazität und seinem unfehlbaren „Gedächtnis“, das jede Einzelheit seines Inhalts auf eine entsprechend präzise formulierte Frage wiedergibt (Information Re­trieval). 10.003, München 1972); Carl August Lückerath Elektronische Datenverarbei­tung in der Geschichtswissenschaft? in Geschichte in Wissenschaft und Unter­richt 20 (1969) 321—329. 57) Für den wissenschaftlichen Bereich kommen vor allem die verschiedenen Entwicklungsstufen der Programmiersprachen FORTRAN (Formula Trans­lation) und PL (Programming Language) in Betracht. 58) Vgl. die Darstellung eines Programmablaufs bei Hartmut von Voigt Datenverarbeitung — verständlich gemacht (humboldt Taschenbuch 200, 1973) 95—110. 59) So erfolgt etwa die Durchsuchung einer Million Autonummern nach Autos zweier bestimmten Marken mit zwei möglichen Endziffern des Kenn­zeichens innerhalb einer Sekunde; nach Schepers Automatisierte Datenver­arbeitung 174.

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