Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

WELTIN, Max – ZWANOWETZ, Georg – HAAS, Hanns: Sammelreferat. Neue Forschungen zur Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte Österreichs

462 Literaturberichte Grundsätzen der Bergkammeralwirtschaft. Ihr Verfasser, der 1728 in Thürin­gen geborene Kameralist Christoph Traugott Delius, wurde 1770 zum Profes­sor für Bergbaukunde an der Bergakademie in Schemnitz ernannt und 1772 als Hofkommissionsrat in die Wiener Hofkammer berufen. Bei dem genann­ten Werk handelt es sich um das erste Lehrbuch der Bergbaukunde, das aus­drücklich für den Unterricht an einer Bergakademie herausgegeben wurde. - Herbert Knittler (Salz- und Eisenniederlagen. Rechtliche Grundlagen und wirtschaftliche Funktion) beschließt seine gründliche, räumlich auf Öster­reich unter und ob der Enns, Steiermark und Kärnten eingeschränkte Unter­suchung mit der Feststellung, daß die Entwicklung der anfangs bei Salz und Eisen funktional noch ähnlichen Niederlagseinrichtungen im 16. und 17. Jahrhundert aufgespalten wurde, und zwar durch unterschiedliche Bean­spruchung des Staatsmonopols für den jeweiligen Produktenhandel. Wäh­rend beim Salz die Entwicklungslinie „von genossenschaftlichen über kom­munal-städtisch nutzbare Monopole zu ärarischen Verteilereinrichtungen, Lagerhäusern ähnlichen Magazinen“ ging, divergierten „beim Eisen die alten Niederlagsrechte in eine Vielzahl kapitahstischer Erscheinungsformen, die in ganz unterschiedlicher Weise dem Kameralsystem untergeordnet wurden“. - Michael Mitterauer (Produktionsweise, Siedlungsstruktur und Sozialfor­men im österreichischen Montanwesen des Mittelalters und der frühen Neu­zeit) untersucht in seinem besonders umfang- und inhaltsreichen (fast ein Viertel des Bandes ausmachenden) Beitrag u. a. auch die - seiner Ansicht nach viel zu generelle und von einer einseitigen Betrachtungsweise ausge­hende - „schon fast zum Klischee gewordene Allgemeinaussage von der ,städtebildenden Kraft des Bergbaus1“. Seinen diesbezüglichen Darlegungen zufolge verdankten die Bergbaustädte ihre Entstehung in erster Linie einer Verbindung von Montanproduktion und Handel, bei der Stadtwerdung von Sahnenorten spielte allerdings auch die Verkehrslage eine wichtige Rolle, und zwar im Zusammenhang mit der Art der jeweils möglichen Transport­mittel. Der Eisenbergbau führte in keinem der österreichischen Länder zur Entstehung einer Stadt, der Edel- und Buntmetallbergbau ließ in unserem Raum nur ganz wenige Städte entstehen. - Abschheßend sei noch eine am Ende der Studie zu findende Bemerkung hervorgehoben, durch die Mitter­auer darauf aufmerksam macht, daß die soziale Unsicherheit der Montanbe­völkerung im ausgehenden Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit vieles mit der Lage der frühen Industriearbeiterschaft gemeinsam hat. Georg Zwanowetz (Innsbruck) Die Habsburgermonarchie 1848-1918. Im Auftrag der Kommission für die Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie (1848—1918) hg. v. Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch. Band 1: Die wirtschaftliche Entwicklung. Hg. von Alois Brusatti. Verlag der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1973. XXII, 666 S., Karten, Tabellen, Diagramme. Mit dem Band über die wirtschaftliche Entwicklung stellt die Österreichische Akademie der Wissenschaften die seit zwei Jahrzehnten vorbereitete Ge­schichte der Habsburgermonarchie vor. Adam Wandruszka, seit dem Ableben von Hugo Hantsch Leiter des Unternehmens, verweist in einer Vorbemer­

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