Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

MECHTLER, Paul: Die Anfänge der Phototechnik im österreichischen Archivwesen

Anfänge der Phototechnik 33 Nach Plattenkameras, Photokopiergeräten und Kleinfilmapparaten gelangten seit den Sechzigerjahren Xeroxapparate in den Archiven zur Verwendung. In diesem Fall war die Zeitspanne zwischen Erfindung und Anschaffung sehr kurz. Bei der Xerographie, ursprünglich Elektrophotographie genannt, han­delt es sich bekanntlich um ein elektrostatisches Trockenkopierverfahren, das in den Jahren 1935-1938 von dem amerikanischen Physiker und Patent­anwalt Chester F. Carlson theoretisch und experimentell entwickelt worden war (der erste Versuch gelang ihm am 22. Oktober 1938). Die große Bedeu­tung dieser Erfindung für verschiedene Zwecke wurde allerdings lange nicht richtig eingeschätzt, selbst IBM und Kodak waren an der Auswertung gar nicht interessiert. Erst im Jahre 1950 kam das erste nach diesem Prinzip ge­baute Foliengerät Xerox 1385 durch die verhältnismäßig unbedeutende Firma Hallóid Company auf den amerikanischen Markt, dessen Bedienung jedoch einer geschulten Kraft bedurfte. Diese amerikanische Firma schloß 1956 mit der britischen Rank Organisation einen Vertrag über die Gründung der Firma Rank Xerox Ltd ab, welche wieder in vielen Staaten Tochterge­sellschaften gründete. Das 1960 entwickelte automatische Gerät RX 914 wurde auf der Messe in Hannover der europäischen Öffentlichkeit vorgeführt und brachte dort einen Rekord von mehr als 50 Aufträgen55). Ähnliche Ap­parate von Konkurrenzfirmen (Brüning) konnten nicht diesen Welterfolg er­zielen. Es ist beachtlich, wie rasch das Xeroxverfahren (das die älteren Photoko­piersysteme ersetzte) auch in den österreichischen Archiven Eingang fand und binnen kurzem ein unentbehrliches Hilfsmittel der Archivarbeit bildete. Für das Österreichische Staatsarchiv wurde bereits 1963 im Haus-, Hof- und Staatsarchiv ein Xeroxgerät aufgestellt (1967 Kriegsarchiv, 1972 Hofkammer­archiv, 1975 Allgemeines Verwaltungsarchiv und Verkehrsarchiv). Von den anderen Archiven ist primär das Steiermärkische Landesarchiv zu nennen: diesem Archiv stand schon 1965 ein in der Zentralkanzlei der Landesamts­direktion aufgestelltes Xeroxgerät zur Verfügung, und 1968 wurde aus­schließlich für Archivzwecke ein Bruninggerät 2100 gemietet56). Die heutige technische Ausstattung der Archive, besonders in den Neubauten in Eisenstadt, Linz und Salzburg, fällt nicht in den Rahmen dieser kleinen Studie. Leider wird es aus finanziellen Gründen nicht möglich sein, kleine Archive in der nahen Zukunft mit Ablichtungsgeräten auszustatten; ein Um­stand, der heute von den recht verwöhnten Benützern durchaus als Nachteil empfunden wird. 55) Nach den von der Wiener Firma Rank Xerox freundlicherweise zur Verfügung gestellten Unterlagen. Richard Bla as Neuere Literatur zur Archivtechnik in MÖStA 15 (1962) 515 zitiert die damals schon erschienene Literatur zu diesem Fragenkreis. 56) Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 16 (1966) 12 und 19/20 (1970) 20. Mitteilungen, Band 28 3

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