Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

ZITTEL, Bernhard: Planung im Archivbereich

16 Bernhard Zittel technische „Späher“ (Alarmeinrichtungen, Fernsehaugen) angebracht ist. Er dürfte etwa nach dem Muster der Bayerischen Staatsbibliothek (München) nicht selten zugunsten eines amtseigenen, durch Personalstellen im Haushalt abgesicherten Wachpersonals ausgehen18). Der Bedarf an Stellfläche wird durch das „Angebot“, den laufenden Zu­wachs an Archivgut, bestimmt. So wird die Frage nach dem Aktenzufluß in ein Archiv zum Schlüssel auch für die Berechnung des Personalzuwachses. Damit sind wir aber bereits in den Problemkreis geraten, den wir oben im Punkt 2 mit dem Mißverhältnis zwischen Stellraum und Archivalienzufluß angesprochen haben. PLANUNG IM SACHBEREICH Wir haben dabei darauf hingewiesen, daß die Vorausberechnung des Bedarfs an Personal in den Archiven, übrigens einer der wenigen Behördengruppen, die Akten von Berufs wegen verwahren, verwalten und erschließen, entschei­dend von der augenblicklichen und künftigen „Aktenlage“ abhängt. Gleich­zeitig könnten wir mühelos beweisen, daß die planenden Archivare in keinem Bereich so fehlgingen - einfach, weil sie von der Wucht der Tatsachen über­rannt wurden -, wie bei der Berechnung der voraussichtlichen Zuwachsraten an Archivgut. Zwei Beispiele aus der jüngsten Zeit mögen für viele stehen: Auf Vorschlag des Staatsarchivs Basel leitete der Regierungsrat bei allen einschlägigen Be­hörden eine Erhebung ein über: ,,a) den Umfang der gegenwärtig bei ihnen magazinisierten Akten; b) den Bedarf an weiterem Magazinraum für Akten und c) den Umfang der Akten, die sie innert der nächsten 10 Jahre an das Staats­archiv abgeben wollen“. Die Basler Kollegen gingen mit Recht davon aus, daß nicht zuletzt durch neue Aufgaben, die auf den Staat zukamen, „die Aktenproduktion der Ver­waltung seit 1940 sprunghaft gestiegen sein mußte, . . . somit in den nächsten Jahrzehnten eine Lawine von mehreren tausend Laufmetern Akten, mehr­heitlich von Personalakten, auf das Archiv zurolle“. Das Ergebnis der beim Druck des Jahresberichtes noch nicht völlig ausgewerteten Antworten: „Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt: Der Umfang der gegenwär­tig in den verschiedenen Zweigen der Basler Stadtverwaltung magazinisierten Akten beträgt nicht weniger als 14.063 Laufmeter, d. h. rund das Doppelte der gesamten im Staatsarchiv liegenden Bestände. Innert der nächsten zehn Jahre will die Verwaltung rund 2.700 Laufmeter Akten an das Archiv abgeben“19). >8) Die Überwachung der Außenanlage und Innenräume der beiden ersten neu bezogenen Bauteile des Bayerischen Hauptstaatsarchivs betrug je Jahr und Wachmann eine fünfstellige Summe. 19) Jahresbericht des Staatsarchivs Basel-Stadt (1973) 3—4.

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