Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28. (1975) - Festschrift für Walter Goldinger

ZITTEL, Bernhard: Planung im Archivbereich

Planung im Archivbereich 9 nach zwei Richtungen: der Tiefen- und Breitendimension fragwürdig und er­gänzungsbedürftig geworden.* 3) Der Sorgenkatalog der Archivare von heute ist damit allerdings noch nicht erschöpft. Durchforstet man die Jahresberichte in- und ausländischer Archi­ve, so lassen sich unschwer drei allen Archivverwaltungen gemeinsame Pro­blemkreise herauslesen: 1. Das Mißverhältnis zwischen dem Personalstand und den ständig wach­senden Aufgaben. 2. Das Mißverhältnis zwischen der verfügbaren Stellfläche im Magazin und dem überquellenden Angebot an Archivgut. 3. Die Schwierigkeit, die Haushaltexperten und letzten Endes die Volksver­treter von der Notwendigkeit eines angemessenen Archivhaushalts zu über­zeugen. Dieser soll es nicht nur erlauben, neben den laufenden Aufgaben den geradezu chronischen Nachholbedarf der Archive auf der Ebene des Perso­nal- und Sachaufwandes zu decken, sondern darüber hinaus sich für die Aufgaben von morgen vorzusehen. Wir bestreiten nicht, daß eine Vielzahl von Ursachen, die der Archivar weder ausschalten kann noch verantworten muß, diesen Dauerzustand nähren. Wir bezweifeln aber, daß die Archivare alles, was in ihren Kräften steht, getan haben, um sich selbst bei der Meisterung der anstehenden Probleme und Aufgaben eine gute Ausgangsbasis zu schaffen. MANGELNDE IMAGEPFLEGE Eine dieser Unterlassungssünden entdecken wir bei näherer Prüfung in der mangelnden Imagepflege. Die Archivare verkaufen sich und ihre „Ware“ im allgemeinen schlecht. In diesem Punkt sind ihnen die Kollegen in den Biblio­Ernst Lutterbeck Grundlagen der praktischen Information und Doku­mentation (München-Pullach 1972) 17. — Im übrigen sei nur an die breite, von Herrn Kollegen Goldinger immer wieder bereicherte Diskussion darüber erin­nert, ob und wie weit die angehenden Archivare in die Probleme und Praxis der Datenverarbeitung eingeführt werden sollen. In einem Gespräch, das ich mit Professor Santifaller in Kastelruth kurz vor dessen Tod führen durfte, war ich überrascht davon, wie engagiert und sachkundig sich Prof. Santifaller mit dieser Frage aus österreichischer Sicht auseinandersetzte. 3) Den Wandel in der Fragestellung lassen unschwer die Handbücher der Archivkunde erkennen, wie er sich etwa in Adolf B r e n n e c k e - Wolfgang Lee sch Archivkunde (Leipzig 1953) und im Manuel d’archivistique (Paris 1973) oder in den Arbeitsunterlagen für die Unesco-Konferenz in Paris von P. Havard Williams und E. G. Franz Planning Information Manpower (Paris 1974) und J. H. d ’ O 1 i e r et B. D e 1 m a s La Planification des infrastruc­tures nationales de documentation, de bibliothéques et d’archives (Paris 1974) spiegelt. Einen Querschnitt durch die einschlägigen Probleme bieten auch die Beiträge Archivarausbildung im Wandel in der Dr. Kurt Dülfer, dem Leiter der Archivschule Marburg, zum 65. Geburtstag gewidmeten Festgabe Der Archivar 26 (1973) Heft 2.

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