Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
80 Gernot Heiß Als Maria zuerst 1532 °2) und dann mit Nachdruck seit Ende 1535 63) von Karl ihre Mitgift forderte, konnte jener darauf pochen, daß er sie bereits an Ferdinand bezahlt habe. So mußte sich wieder Ferdinand gegen diese Forderung der Schwester wehren; er vertrat den Standpunkt, daß Maria für ihre Mitgift das ungarische und böhmische Leibgedinge erhalten hatte 64), und fand sich — nach Marias Hinweis, daß die Witwengüter, da sie jene nur auf Lebenszeit besitze, keinesfalls dem Wert von 200.000 Scudi Mitgift entsprächen 65) — nur insofern zu einer Konzession bereit, als er Maria das Recht zugestand, testamentarisch über die Mitgift zu verfügen66). Am 24. Mai 1538 erteilte der Kaiser drei hohen niederländischen Beamten den Auftrag, die Ansprüche Marias und die Gegenargumente Ferdinands zu überprüfen und ihr Urteil abzugeben 67); dieses fiel zugunsten der Statthalterin aus: Sie habe das väterliche Erbe noch nicht erhalten (sie hatte im Unterschied zu ihren Schwestern nach der Hochzeit keine Erklärung abgegeben, in der sie auf alle Ansprüche aus dem väterlichen und mütterlichen Erbe verzichtet hätte 68)); doch auch der Kaiser müsse nicht bezahlen, sondern könne von Ferdinand den Betrag zurückforsprechen jedoch die Briefe Marias an Ferdinand, 1531 September 30 Brüssel, ed. Wolfram-Thomas Korrespondenz 2. Lieferung (im Erscheinen) und Ferdinand an Maria, 1531 Oktober 18 Vaihingen, ed. ebenda. ei) Zu dieser Forderung Marias gegen Ferdinand vgl. ausführlich meine Dissertation 413—418. 62) Maria an Ferdinand, 1532 Jänner 23 Brüssel, ed. Wolfram-Thomas Korrespondenz 2. Lieferung (im Erscheinen); Ferdinand an Maria, 1532 März 8 und April 3/7 Regensburg, ed. ebenda und Gévay Urkunden und Aktenstücke 1 71 ff. e3) Denkschrift Marias an Karl, s. d. (vor 1536 Jänner 16): HHStA Ungarn 346, s. d., fol. 60 f. 64) Ferdinand an Maria, 1538 Juli 23 Linz: Or. im HHStA Familienakten 10 fol. 3, mehrere Kopien und Kopien der Denkschrift Ferdinands ebenda fol. 86—115. 65) Denkschrift und Instruktion Marias für d’Arschot und Scepper, (1538 Februar): HHStA Familienakten 9 (Aktenstücke betr. Testament Philipps = AT fol. 50 ff). 66) Obwohl diese Lösung für Maria zur Sicherstellung ihrer Gläubiger günstig gewesen wäre, lehnte sie ab: Maria an Ferdinand, 1539 Juni 17 Brüssel: Kopie im HHStA Belgien PA 27. 1548 wurde schließlich in Augsburg eine ähnliche Lösung getroffen: siehe unten S. 96. 67) Befehl Karls, 1538 Mai 24 Villefranche: Kopie im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 321. Herrn Christian R a d e y, der über Johann Fabri dissertiert, verdanke ich den interessanten Hinweis auf ein Gutachten desselben, Consilium de dote Mariae reginae filiae Philippi regis Castellae numeranda quod imp. Carolo V. suggessit Joannes Faber episcopus Viennensis (2. Hälfte 1538): HHStA Hs B 374. Demnach hatte der Kaiser also nicht nur von den niederländischen Beamten, sondern auch von einem Rat Ferdinands ein Gutachten darüber eingeholt. Fabri weist freilich die Ansprüche Marias zurück. 68) Vgl. Karl an Ferdinand, 1536 Jänner 16 Neapel, ed. L a n z Correspon- äenz 2 210 f.