Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
Besitzungen der Königin Maria (1505—1558) 81 dern 69). Vergeblich widersetzte sich Maria der Überwälzung dieser Schuld auf Ferdinand, gegen den sie bereits genügend ungetilgte Forderungen hatte. Sie versuchte, ihn davon abzubringen, ihre Rechte zu bestreiten; er sollte vielmehr seine Ansprüche auf Ersatz der Mitgift Annas durch Karl aufrechterhalten und untermauern70). Auch nach diesem Urteil war Ferdinand nicht bereit zu bezahlen, und in den Verhandlungen wurden jeweils die bereits vorgebrachten Argumente wiederholt71). Bei der Zusammenkunft der drei Geschwister in Gent im Frühjahr 1540 wurde diese Angelegenheit neuerlich einer Kommission vorgelegt, deren Vorsitz Granvella führte 72), und dieser neigte zur Ansicht Ferdinands, daß sie durch die Gegenmitgift zufriedengestellt sei, die Forderung nach der Mitgift aber wieder von ihren Erben erhoben werden könne 73). Trotzdem 69) Urteil der von Karl eingesetzten Kommission, 1538 August 25 Brüssel: Kopie (für die Sendung Sceppers an Karl 1539 Jänner angefertigt) im HHStA Familienakten 9; die Kommission an Karl, 1538 August 26 Brüssel: Kopie im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 343; Begründung des Urteils ebenda fol. 331—343. Karl hat Ferdinand für die uneinbringliche Forderung an die Republik Venedig bereits zufriedengestellt: Antwort Marias auf die Denkschrift Ferdinands gegen ihre Forderungen, s. d. (nach 1540): Kopie im HHStA Familienakten 9 (AM fol. 18 ff). 70) Maria an Ferdinand, 1538 April 27 Brüssel: eh. Konzept im HHStA Belgien PA 27; Maria an Ferdinand, 1539 September 10 Mecheln: eh. Konzept ebenda. — Die beiden Brüder sollten sich die Sache nach Marias Meinung selbst aushandeln: Maria an Ferdinand, 1538 November 20 Brüssel: eh. Konzept ebenda; gegen Ferdinand habe sie keinen direkten Anspruch: Instruktion Marias für Scepper an Karl, 1539 Februar 22 Brüssel: HHStA Familienakten 9 (AT fol. 43 ff). Ferdinand hatte jedoch den Betrag für Annas Mitgift übernommen mit der Auflage, alle Ansprüche Marias auf die Mitgift zufriedenzustellen: Karl an Ferdinand, 1538 März 2 Barcelona: Kopie im HHStA Familienakten 10 fol. 101 f. 71) Maria klagt darüber: Maria an Karl, 1539 Februar 22 Brüssel: Kopie im HHStA Familienakten 9 (AT fol. 41); Maria an Ferdinand, 1539 September 10 Mecheln: eh. Konzept im HHStA Belgien PA 27. 72) Memorial über die Verhandlungen zwischen Bevollmächtigten Karls, Marias und Ferdinands über Marias Mitgift, 1540 März 8 bis April 1 Gent: Konzept und Abschrift im HHStA Familienakten 10 fol. 117—124; „Serenissima regina Ungariae pro dilucidatione juris sui“ etc., s. d.: ebenda fol. 188—207; „L’avis des conseilliers du roy“ s. d.: ebenda fol. 208—241; „Les allegacions du droit de la royne“ 1540 April 21: ebenda fol. 126 ff; letzte Denkschrift Schores und Heilwigens, 1540 April 22 Gent: Konzept ebenda fol. 137—144; Denkschrift mit den Argumenten aller Parteien, s. d.: ebenda fol. 264—275. Den Vorsitz führten Granvella und der päpstliche Protonotar Charles de Lalaigne, Karl hatte den Erzdiakon v. Arras Claude Boisoit und Eustache Chappuis delegiert, Ferdinand den Bischof v. Wien Johann Fabri und den Vizekanzler Dr. Gienger, Maria ihren Rat Louis Heilwigen, Dr. Ambroise Volant und Dr. Louis de Schore. 73) Denkschrift, die Granvella am 29. April 1540 in Gent an Maria übergab, mit Randbemerkungen Marias, ebenda fol. 145—164. Danach wurden noch weitere Gutachten eingeholt, eines durch Karl in Italien, welches zu ungunsten Marias ausfiel („L’advis venu d’Ytalie“, s. d. [1540]: zwei Kopien mit Randbemerkungen Marias im HHStA Familienakten 10 fol. 176—199), eines durch Mitteilungen, Band 27 6