Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
Besitzungen der Königin Maria (1505—1558) 75 ihrer Witwengüter22) und erteilte dem kaiserlichen Gesandten zu diesen Verhandlungen in Innsbruck und Preßburg, Cornelius Scepper23), auch Instruktionen 24). Nachdem diese Verhandlungen gescheitert waren, vermutlich da Ferdinand direkt mit dem Sultan Frieden schließen und dabei Zápolya ausschalten wollte 25 *), nahm Ferdinand die Forderung der Schwester in seine Instruktion für Cornelius Scepper und Hieronymus von Zara zu ihrer Sendung nach Konstantinopel auf2e). Denn es lag keinesfalls in seinem Interesse, den Gegner wirtschaftlich durch die Güter der Schwester zu stärken. Der Sultan äußerte auch, er werde der Königin das Witwengut zurückgeben 27 28). Friedensverhandlungen mit Zápolya wurden wieder Anfang 1536 aufgenommen. Dieser war gesprächsbereit geworden, als nach dem Mord an Ludwig Gritti erwartet wurde, er werde beim Sultan in Ungnade fallen, und viele Ungarn deshalb einen Parteiwechsel erwogen2S). Zápolya sandte Unterhändler zu Karl nach Italien und bat um Vermittlung29). Diesmal verlangte er unter anderem auch alle Witwengüter der Königin Maria30), und der Kaiser schien bereit, in diesem Punkt nachzugeben 31). Maria und Ferdinand waren freilich dagegen, wobei sich jeder auf die Interessen des anderen ausredete: Maria schrieb an Karl, sie wolle ihm zwar die Entscheidung überlassen, doch warne sie ihn, den Forderungen Zápolyas nachzugeben und ihn zu einem mächtigen Nachbarn Ferdinands zu machen32); Ferdinand verwies darauf, daß dadurch die Rechte Marias betroffen seien und sie dann durch Karl in den Niederlanden entschädigt 22) Maria an Kardinal Bernhard Cles v. Trient, 1533 Februar 8, zit P ölni tz Anton Fugger 1 599; vgl. Maria an Ferdinand, 1533 März Brüssel: Konzept im HHStA Belgien PA 27 fol. 54 f. 23) Instruktion Karls für Scepper, 1532 November 13 Mantua: HHStA Belgien PA 27 fol. 190 und 193; vgl. oben S. 74 Anm. 19. 24) Scepper an Maria, 1533 Februar 8 Linz, ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 1 198. 25) Fessler-Klein Geschichte von Ungarn 3 461. 2«) Instruktion Ferdinands für Scepper und Hieronymus v. Zara nach Konstantinopel, s. d. (1533), ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 1 208. 27) Fessler-Klein Geschichte von Ungarn 3 467. 28) Ebenda 475 ff. 2») Vgl. Andreas C o r n a r o Eine Reise des Kardinals Bernhard von Cles zu Kaiser Karl V. nach Neapel im Jahre 1536 nach seinen Briefen an Ferdinand I. in Römische historische Mitteilungen 2 (1957/58) 57, 61 ff. 30) Fessler-Klein Geschichte von Ungarn 3 479. 31) Vgl. Denkschrift über die Forderungen beider Parteien nach den ersten Verhandlungen, s. d. (1536), ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 1 322. 32) Maria an Karl, 1536 April 21: Auszug im HHStA Ungarn 346, s. d., fol. 6 f.