Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
76 Gemot Heiß werden müsse33). Der Forderung Zápolyas wurde nicht nachgegeben34), und im Vertrag von Großwardein vom 24. Februar 1538 wurde festgelegt, daß die Königin ihre Witwengüter ohne Einschränkung besitzen sollte 35). Von Auswirkung war diese Bestimmung jedoch höchstens insofern, als sie die Rechtsansprüche Marias in den Besitzungen, die sie bisher behaupten konnte, festigte; nicht jedoch konnte sie dadurch bereits verlorene Herrschaften zurückgewinnen 36). Einig waren sich Maria und Ferdinand auch gegen die Versuche des Johann Weeze, Erzbischofs von Lund, des Leiters der Friedensverhandlungen mit Zápolya 1536 bis 1538, die Verwaltung des ungarischen Leibgedinges der Königin in die Hand zu bekommen. Als Maria 1536 das Anerbieten des Erzbischofs ablehnte, dankte ihr Ferdinand, denn jener wäre dann mehr als er König von Ungarn gewesen37 38). Zápolyas Unterhändler Franz Frangepán, Erzbischof von Kalocsa, unterbreitete nach Abschluß des Friedensvertrages von Großwardein dem Kaiser den Vorschlag, dem Erzbischof von Lund die Verwaltung der Bergstädte Marias, der Graner Burg und der Städte und Burgen um Kaschau zu übertragen und ihn zum Koadjutor von Gran zu ernennen. Gestützt auf diese Macht sollte Weeze als Vermittler den Frieden zwischen den beiden Gegenkönigen erhalten. Wieder war Karl diesem Plan nicht abgeneigt, Ferdinand und Maria verhinderten ihn aber, da sie dahinter die Absicht des Erzbischofs von Lund vermuteten, in Ungarn gemeinsam mit Hieronymus Laski und Franz Frangepán die Macht zu übernehmen 3S). Wenn dadurch seine eigenen Einnahmen nicht geschmälert wurden, war Ferdinand meistens auch bereit, den Wünschen der Schwester nachzugeben: Die österreichischen Stände und Kammerräte erreichten 1533 ein Verbot der ungarischen Silbermünzen in den österreichischen Ländern, denn nach dem chaotischen Zustand, hervorgerufen durch die Prägung geringwertiger Kleinmünze in Ungarn in den Jahren 1521 bis 1526 39), soll nun Zápolya immer noch schlechtes Silbergeld geprägt haben. Maria klagte dem Bruder über das Verbot, daß ihre Einnahmen aus den Bergstädten, 83) Weeze an Karl, 1536 Mai 10/11 Innsbruck, ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 1 342; Weeze an Granvella, 1536 Mai 11 Innsbruck, ed. ebenda 346; vgl. Ferdinand an Karl, 1536 Mai 12 Innsbruck, ed. ebenda 349 f. 34) Karl an Weeze, 1536 Mai 16 Fornoue, ed. ebenda 350 f. 35) Vertrag von Großwardein (Nagyvárad/Oradea) 1538 Februar 24, ed. Roderick G o o s s österreichische Staatsverträge. Fürstentum Siebenbürgen (1526—1690) (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs 9, Wien 1911) 78 f. 36) Vgl. z. B. die Besitzungen in den Komitaten Bereg und Máramaros. Siehe dazu ausführlich den zweiten Teil dieser Arbeit. 87) Franz Bernhard Ritter von Bucholtz Geschichte der Regierung Ferdinand I. 5 (Wien 1834) 118 zit. Ferdinand an Maria, 1536 Juli 11. 88) Ebenda zit. Ferdinand an Maria, 1539 Jänner 10. 38) Ratkos Die Entwertung passim.