Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung

74 Gernot Heiß nand blieb bei seiner Ablehnung, auch als Karl den Plan der Schwester unterstüzte13), die ja die ungarischen Einkommen zur Regierung der Niederlande verwendete 14 *). Mehrmals spielten die ungarischen Besitzungen der Königin-Witwe in den Verhandlungen zwischen Ferdinand und Zápolya bzw. dem Sultan eine Rolle. Bereits im Waffenstillstand zwischen den beiden Gegenkönigen vom 26. März 1527 war festgelegt worden — von seiten Ferdinands sicherlich, um die Agitation der Statthalterin und ihrer Räte für ihn in Ungarn zu erleichtern ls) —, daß die Königin bis auf weiteres ihre Besitzungen frei und ungehindert genießen dürfe 16). Bei den Gesprächen, die während und nach der erfolglosen Belagerung Ofens durch Wilhelm von Roggendorf im Winter 1530/31 geführt wurden, schlugen die Unterhändler Zápolyas vor, Maria sollte für 100.000 Dukaten auf ihre Witwengüter verzich­ten 17). Als nach dem Rückzug des türkischen Heeres und der erfolglosen Belagerung von Gran durch Ludwig Gritti und Zápolya ls) dieser sich um Aufnahme neuer Friedensverhandlungen bemühte und dazu einen Boten zum Kaiser 18 19) — der konzessionsbereiter als der direkt betroffene Ferdi­nand war20) — sandte, forderte er den Königstitel und die von seinen Leuten besetzt gehaltenen Gebiete. Hingegen war er bereit, die Bergstädte — aus denen er von den Fuggern noch jährlich 20.000 fl. bekam — an Ferdinand abzutreten, und ihm einen Tribut von jährlich 10.000 bis 20.000 ung. fl. zu bezahlen 21). Maria verlangte mit Nachdruck die Rückgabe aller 22 Brüssel und 1532 Mai 23 „Vemendal“, ed. ebenda 2. Lieferung (im Erscheinen); Ferdinand an Maria, 1532 Juni 22, ed. ebenda und Anton Gévay Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Verhältnisses zwischen Österreich-Ungarn und der Pforte im 16. und 17. Jahrhundert 1 (Wien 1838) 82 ff. 13) Karl an Ferdinand, 1531 Juli 29 und Oktober 1 Brüssel, ed. Wolfram- Thomas Korrespondenz 2. Lieferung (im Erscheinen); Ferdinand an Maria, 1532 März 3 Regensburg, ed. ebenda und Gévay Urkunden und Aktenstücke 1 70. <“) Vgl. oben S. 71 Anm. 60. '5) Ausführlich dazu Heiß Politik und Ratgeber 161. i®) Waffenstillstandsvertrag 1527 März 26 Prag: Konzepte und Kopien im HHStA Ungarn 3; Bestätigung durch Zápolya 1527 April 16 Ofen, ed. Gorski Acta Tomiciana 9 127 ff. 17) Ignaz Aurel Fessler - Ernst Klein Geschichte von Ungarn 3 (Leipzig «1874) 445. 18) Ebenda 454 ff. 19) Vgl. Scepper an Maria, 1533 Jänner 1 Innsbruck, ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 1 191. 20) Vgl. Hugo H a n t s c h Zum ungarisch-türkischen Problem in der allge­meinen Politik Karls V. in Festschrift Karl Eder zum siebzigsten Geburtstag (Innsbruck 1959) 57—69; vgl. Karl an Ferdinand, 1531 April 3 Gent, ed. Wolf­ram-Thomas Korrespondenz 89 ff. 21) Scepper an Karl V., 1532 Dezember 3 Innsbruck, ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 1 185 ff und L a n z Correspondenz 2 35 ff.

Next

/
Thumbnails
Contents