Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
66 Gemot Heiß hen und alle Macht an sich zu ziehen, um dann eine königliche Politik zu führen24). Dabei ging es in der Hauptsache um den Erwerb wirtschaftlicher Macht, und die darauf ausgerichtete Politik der Königin erreichte ihren Höhepunkt in der Enteignung der Fugger-Thurzö-Gesell- schaft im Juni 1525 25). Die Gesellschaft, die die reichen Neusohler Kupfervorkommen ausbeutete, hatte im Gebiet der Bergstädte uneingeschränkt geherrscht, bis die Thurzó im Jänner 1524 die Kammer in Kremnitz und die Grafschaft Altsohl an Marias neuen Oberkammergrafen Bernhard Beheim übergeben mußten. Da die Privilegien der Fugger-Thurzó-Gesellschaft den Interessen der Königin (die die Abgaben bekommen sollte, von denen die Gesellschaft befreit wurde) widersprachen, kam es bereits 1524 zu den ersten Auseinandersetzungen. Bei der Enteignung der Gesellschaft im folgenden Jahr spielten Maria und ihre Beamten eine entscheidende Rolle: Im Dienste der Königin führte der ungarische Vizeschatzmeister Emmerich Szerencsés (Fortunatus) die Anklage gegen die Fugger vor dem Hatvaner Reichstag 26), und Bernhard Beheim, der als Oberkammergraf von Kremnitz und Graf von Altsohl zum wichtigsten Gegenspieler der Gesellschaft wurde 27), übernahm die Verwaltung des Neusohler Kupferhandels im Namen des Königs und der Königin28) nach der Enteignung der Gesellschaft bis zur neuerlichen Verpachtung an die Fugger im April 1526 29 *). Seit dieser Zeit 24) Ebenda; vgl. Burgio an Sadolet, 1526 Juni 13 Ofen, ed. Fr a kn ói Prolegomena 397: die Königin wolle alle Macht an sich ziehen. 25) Auch dazu ausführlich Heiß Politik und Ratgeber 135 ff. 26) Ebenda: Burgio an Sadolet, 1525 Juli 2 Ofen, ed. Fr a kn ói Prolegomena 230. 27) Er war vor 1524 Münzmeister in Hall in Tirol — David Ritter von Schönherr Franz Schweygers Chronik der Stadt Hall 1303 bis 1572 (Innsbruck 1867) 57 —, wo er vermutlich bereits die Praktiken der Augsburger Gesellschaft kennengelernt hatte. 28) Maria beauftragt Beheim mit der Verwaltung „ihres“ Kupferhandels in Neusohl, 1525 September 11 Ofen: Kopien im HHStA Ungarn 342 und HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 21; Vollmacht Ludwigs für Beheim und Johann Lengyel zur Verwaltung des Neusohler Kupferhandels 1525 September (13): Kopie im HHStA Ungarn 342. 2«) Beheim übernahm am 24. Juni 1525 provisorisch die Verwaltung: Denkschrift des Hans Dernschwamm aus dem Jahre 1563, ed. Peter Ratkos Dokumenty k banickemu povstaniu na Slovensku (1525—1526) in Slovensky hi- storicky Archiv 1 (Bratislava 1957) 464; vgl. Götz Frh. v. Pölnitz Anton Fugger 1 (Studien zur Fuggergeschichte 13, Tübingen 1958) 402/52; vgl. Maria an Beheim, 1525 Juli 3 Ofen: Kopie im HHStA Ungarn 342. Offiziell übernahm er die Verwaltung im September: siehe Anm. 28. Der neue Pachtvertrag wurde in Gran am 15. April 1526 geschlossen: durch Karl V. beglaubigte Kopie (1543 November 30) im HHStA Familienurkunde 1260/2, ed. Ratkos Dokumenty 163 ff; Zusatzvertrag s. d. (1526 April 15): Kopie im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 43 ff. Die Übergabe erfolgte eine Woche danach: Inventar des Neusohler Kupferhandels bei dessen Übernahme durch die Fugger, 1526 April 22/23 Neusohl, ed. R a t k o s Dokumenty 269 ff.