Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung

Besitzungen der Königin Maria (1505—1558) 67 war Beheim den Angriffen der Fugger und ihrer Freunde ausgesetzt, die aber erst 1536 Erfolg hatten 30). Die Königin war bereits in den Jahren vor 1526 stark verschuldet. Der päpstliche Nuntius Giovanni Antonio Pulleone, Baron Burgio, beschul­digte Schneidpöck, er habe erreicht, daß Maria ihre Finanzen einem be­reits in Konkurs gegangenen Innsbrucker (Bernhard Beheim) und einem konvertierten Juden (Emmerich Szerencsés) übertrug, wodurch sie jetzt trotz ihrer hohen Einkommen von jährlich 40.000 Dukaten immer in Geld­schwierigkeit sei und auf Rat der beiden korrupten Beamten Darlehen mit großen Zinssätzen aufnehme31). Damals war es jedoch üblich, daß die Fürsten ihre Kreditfähigkeit weit überzogen, und es ist durchaus verständ­lich, daß Königin Maria, die ihre Einkommen erst verspätet und mit gro­ßen Auflagen belastet übernahm, Ludwig noch finanziell unterstützen mußte und deshalb bereits von vornherein auf Vorschüsse angewiesen war, für ihre aktive und kostspielige Politik große Schulden machte. Die junge Königin hatte jedenfalls dabei gelernt, im Intrigenspiel der Politik zu be­stehen und die Wichtigkeit des finanziellen Rückhaltes für jedwedes poli­tische Handeln zu erkennen. Sie hatte aber nicht nur die Fähigkeiten, son­dern auch die Verbündeten gewonnen, die nach dem Tode ihres Gatten in der Schlacht bei Mohács (29. August 1526) ihr Wirken für Ferdinand in Ungarn erfolgreich machten 32). Die Machtpolitik der Königin hatte in Ungarn nicht ihr Ziel, die Eini­gung des Landes unter der eigenen königlichen Autorität, erreichen kön­nen. Wohl war dazu auch der eingeschlagene Weg (die Hofintrige, wobei es um die Wahrung und Stärkung persönlicher Interessen der Königin und ihrer Leute ging) nicht geeignet gewesen; der häufige Wechsel der Bündnisse zeigte neben dem Bestreben, die Widersacher gegeneinander auszuspielen, sicherlich auch das Fehlen eines klaren Konzeptes. So war Ungarn im Sommer 1526 nicht zur Abwehr der Türken gerüstet, und der Feldzug des Königs glich einer von Gottvertrauen und uneinsichtigem Hel­denmut getragenen Wahnsinnstat33) und endete mit der völligen Nieder­lage der Ungarn bei Mohács, wo auch der erst zwanzigjährige König fiel. Ungarn stand dem Siegeszug Suleimans offen. Die Königin-Witwe floh aus Ofen nach Preßburg, wo sie die Befürworter einer Wahl ihres Bruders Ferdinand zum ungarischen König um sich sammelte. Es waren dies die Führer der „Hofpartei“ (der Palatin Stefan Báthori, der Schatzmeister Alexius Thurzó und der Bischof von Veszprém 30) Zu den ersten Angriffen kam es bereits jetzt: vgl. P ö 1 n i t z Anton Fug­ger 1 402/52; zum Prozeß gegen ihn nach 1536 siehe S. 83 ff. si) Burgio an Sadolet, 1525 April 13 Ofen, ed. Fraknói Prolegomena 161. 32) Ausführlich dazu Heiß Politik und Ratgeber 143 ff. 33) Vgl. Stefan Brodarics an Maria, 1526 August 6 St. Georg bei Tolna, ed. Georg Pray Epistolae procerum regni Hungáriáé 1 (Posoniae 1806) 268 ff. 5*

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