Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
Besitzungen der Königin Maria (1505—1558) 65 die Inhaber ihrer Burgen 18) als Herrin, und Anfang 1524 übernahmen schließlich die Beamten der Königin von Alexius Thurzó die Kremnitzer Kammer und die Grafschaft Altsohl19), womit die Königin zu einem der reichsten Feudalherrn Ungarns wurde. 1524 gelang es Maria auch, Herrschaftsrechte und Besitzungen dazuzuerwerben: Sie wurde Herrin der Burg und Grafschaft Ungarisch-Altenburg (Magyaróvár)20) und von Markgraf Georg von Brandenburg erwarb sie am 28. Oktober 1524 die kroatischen Herrschaften Warasdin (Varasd/Varazdin), Medwed (Med- vedgrad), Rockonock (Rakovec) und Lukawetz (Lukavec) 21). In der Zeit seit Marias Ankunft in Ungarn (Juni 1521) ist zwar ein starkes Anwachsen des habsburgischen Einflusses in der Politik des böhmisch- ungarischen Hofes zu bemerken, doch beruhte dies hauptsächlich auf der Sonderstellung, die der kaiserliche Gesandte Andrea da Burgo bei Hofe einnahm. Mit der Übernahme der reichen Güter durch die Beamten der Königin begann nun eine neue Phase einer recht eigenwilligen und mehr auf persönliche Interessen ausgerichteten Politik der jungen Königin. Verstärkt wurde diese Tendenz noch dadurch, daß Ende 1523 der gewandte kaiserliche Diplomat Andrea da Burgo durch Dr. Johannes Schneidpöck abgelöst wurde, der seine Aufgabe darin sah, die Eigeninteressen der Königin zu unterstützen 22) und so die Macht der habsburgischen Partei am böhmisch-ungarischen Hof zu stärken 23). Das Hauptproblem war ja, entgegen allen Antagonismen Ungarn als „Bollwerk wider die Türken“ zu einen, doch eine Stärkung der königlichen Autorität mißlang nicht nur wegen der Unfähigkeit des kindlichen Königs, sondern auch wegen des Egoismus der ungarischen Herren und Adeligen. Die Königin und ihre Ratgeber versuchten nun, in Intrigen die Parteien gegeneinander auszuspielen, selbst daraus gestärkt hervorzuge18) Urkunde, in der Paul Artándy und Stefan Báthori von Somlyó sich Maria für Burg und Herrschaft Munkács verpflichten, 1524 September 13: Or. im HHStA Ungarn 342. 19) Johann Kachelmann Geschichte der ungarischen Bergstädte und ihrer Umgebung 3 (Schemnitz 1867) 150; Rat kos Entwertung 49. 20) Den genauen Zeitpunkt konnte ich nicht feststellen. Laut Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes 2: Der Verwaltungsbezirk Eisenstadt und die Freistädte Eisenstadt und Rust 1. Teil, hg. durch das Burgenländische Landesarchiv (Eisenstadt 1963) 464 erhielt Maria „um 1523“ Ungarisch-Altenburg. Andrea da Burgo sollte 1523 vom König Ungarisch-Altenburg bekommen, doch die Ungarn widersetzten sich: Bericht des venezianischen Gesandtschaftssekretärs Massaro 1523 Oktober 5: Marino Sanuto I diarii, hg. von Federico Stef ani— Guglielmo Berchet—Nicolö Barozzi (Venezia 1892) 35 col. 107. 21) Für 33.000 ung. fl.; Kauf urkunde 1524 Oktober 28: 2 Kopien im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 78—85. 22) Schneidpöck an Ferdinand, 1524 Mai 4 und Juni 5: Originale im HHStA Große Korrespondenz 25 a; Schneidpöck an Salamanca, 1524 Mai 4 Ofen: Or. ebenda 25 b. 23) Ausführlich dazu Heiß Politik und Ratgeber 126 ff. Mitteilungen, Band 27 5