Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Geschichte der Arbeiterbewegung

Rezensionen 557 Wort (Predigt) oder aber durch ein weiteres Bild, wodurch das erste näher erklärt wird. Der Autor weist auf die Vertrautheit der Wiener mit dem emblematischen Denken hin und belegt dies mit Beispielen aus dem Wiener Diarium und aus Predigten des Abraham a Sancta Clara. Die in der Schlußfolgerung gegebene geistesgeschichtlich-philosophische Begrün­dung der Vorliebe des Emblems gegenüber dem Symbol und der Allegorie in der Frömmigkeitshaltung des Barock ist, mehr als der Titel vermuten läßt, der Beachtung wert. Der Aufsatz ist mit hervorragender Exaktheit gearbeitet. — Thematisch in die Nähe rückt die Untersuchung von Wil­helm Krause über Chronosticha und Chronico-Cabalistica in einem aufgefundenen, etwas verstümmelten Predigtbuch mit dem Titel Tugend­reicher Blumen-Büschel, Wien 1679, als dessen Autor P. Andreas a S. The­resia O. C. festgestellt werden konnte. Das Buch enthält 75 Predigten von denen 52 aus den Jahren 1661—79 datiert sind und in Wien, München, Augsburg und anderen Orten Süddeutschlands gehalten wurden. Ein Vergleich mit Abraham a Sancta Clara wurde nur bezüglich der Thematik versucht. Friedrich S c h r a g 1 (De vita et honestate clericorum) versucht den überlieferten Akten spätmittelalterlicher Synoden, insbesondere jener von Passau 1293, 1419, 1435, 1438 und 1470, das herrschende Priesterbild dieser Zeit zu entnehmen. Es ist von den Problemen des Vagantenpriester­tums, der Trunksucht unter den Klerikern, der priesterlichen Kleidung, des Zölibates und überhaupt der Lebensführung die Rede, wobei nur Rückschlüsse auf die Tatsachen aus den Verboten, Mahnungen und Wei­sungen gezogen werden können. Schließlich sei der Beitrag von Ludwig Jedlicka Kaiser Karl in neuer Sicht erwähnt. Zu dessen 50. Todestag am 1. April 1972 verfaßt, sollte er einer Revision der „auf Grund einsei­tiger und gehässiger Propaganda festgefahrenen Beurteilung“ des letzten österreichischen Monarchen dienen. Der Autor benützt die aufgefundenen Erinnerungen Edmund Glaise von Horstenaus aus dessen Haftzeit in Nürnberg von Mai 1945 bis zum Tode am 20. Juli 1946, denen er den Charakter eines echten Bekenntnisses angesichts des Todes zuerkennt. Als junger Major, der „bei dem Weltgeschehen dabei sein wollte“, kam Glaise in die Nähe des Kaisers. So durfte er ihm persönlich über seine Unterre­dung mit Ludendorff im Juni 1917 berichten. In den Aufzeichnungen spiegelt sich die Achtung vor dem „politischen Instinkt“ des jungen Mo­narchen wieder. Glaise nennt ihn den „einzigen Europäer, den es weit und breit gab“. Immer wieder klingt aber auch das Bekenntnis auf, ihn da­mals nicht verstanden und unterschätzt zu haben. Czernin wird als der Hauptschuldige der Sixtus-Affäre dargestellt, die er unklug heraufbe­schworen und durch egoistisches Verhalten zu einer dynastischen Kata­strophe gemacht habe. Glaise, der Kontakte auch mit Sozialdemokraten unterhielt, berichtet über sein im Auftrag des Kaisers mit Renner geführ­tes Gespräch, um zu sondieren, ob dieser bereit wäre, in letzter Stunde die Ministerpräsidentschaft zu übernehmen. Es handelt sich hier tatsäch­lich um gewichtige Aussagen. Diese Übersicht zeigt die große Spannweite der Themen der historischen Beiträge dieses Bandes. Die meisten der wissenschaftlich zweifellos sehr wertvollen Aufsätze weisen jedoch den äußerlichen Schönheitsfehler einer

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