Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Geschichte der Arbeiterbewegung

556 Literaturberichte chengeschichte in Rom, bringt in einer kurzen Übersicht die Ergebnisse seiner Nachforschungen im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien über die beiden Erzbischöfe von Mecheln, d'Alsace und von Franckenberg, während der Jahre 1722—1759. Thomas Philippe de Henin Liétard, Comte de Boussu, genannt d’Alsace, der 1714 von Karl VI. zu diesem Bischofsamt ernannt und 1715 in Wien geweiht worden war, zog sich jedoch später die Ungunst des Kaisers zu: Seine Kardinalsernennung unter Umgehung des Kaisers und seine Stellungnahme bei der Papstwahl 1740 gaben dabei den Ausschlag. So ist denn auch aus den Akten der klare Wille Maria Theresias ersichtlich, als dessen Nachfolger einen Österreicher, nämlich Johann Heinrich von Franckenberg, entgegen dem Vorschlag des Conseil privé, an die Spitze der Kirche in den österreichischen Niederlanden zu stellen. Der Anmerkungsapparat ist hier auf das Sparsamste gehalten. Bei Zitierung der Quellen wäre exakter das Haus-, Hof- und Staatsarchiv (HHStA) anzugeben gewesen, statt der allgemeinen Bezeichnung „Ar­chives de l’Etat á Vienne“. — Johannes Gavigan O. S. A. bringt den zweiten Teil der Darstellung des höchst wechselvollen Lebenslaufes des Augustiners Felice Milensio, 1608—1646, während der erste, in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1970/71 er­schienen ist. Der Autor schöpfte sein Material vor allem aus römi­schen Archiven, dem Generalarchiv des Ordens und dem Vatikanischen Archiv, und fand dort eine selten günstige Quellenlage vor. In der hier behandelten zweiten Lebenshälfte stürzte Milensio, der hochbe­gabte und erfolgreiche Generalvikar der Augustiner nördlich der Alpen und geheime päpstliche Berichterstatter beim Reichstag von Regensburg 1608, plötzlich von der Höhe seiner Ambitionen herab in einen Ordens­gewahrsam in Italien. Schwere Anschuldigungen waren gegen ihn erho­ben worden, deren Inhalt aber, da das Prozeßmaterial später vernichtet wurde, nicht näher bekannt ist. Der Autor bemüht sich nun, mit Hilfe anderer Quellen und deren Deutung von verschiedenen Seiten her an die Gründe heranzukommen und kann das Bild einigermaßen klären. Die An­schuldigungen gegen Milensio, der nach sechs Jahren Kerkerhaft völlig rehabilitiert wurde, entspringen nach dem Urteil des Autors vor allem einem in jener Epoche typischen Unwillen gegen das Verhalten italieni­scher Ordensoberer in Deutschland. Für den tüchtigen Ordensmann hat sich besonders Erzherzogin Anna Katharina, die Witwe Ferdinands von Tirol (nicht dessen Tochter Kaiserin Anna), eingesetzt. Bei exakter kriti­scher Quellenverwertung besitzt der Autor, selbst Amerikaner, eine leben­dige Ausdrucksfähigkeit in der deutschen Sprache, sodaß über einige sprachliche Fehler leicht hinweggesehen werden kann. Der interessante umfangreiche Aufsatz wird durch eine ausführliche Besprechung der Werke Milensios über Ordensgeschichte und einen Katalog sämtlicher schriftstellerischen Arbeiten abgeschlossen. — Die Barockzeit ist in dem Band noch durch zwei weitere Beiträge beleuchtet. In einem bedeutsamen Aufsatz über Inschriften an Wiener Heiligenstatuen lenkt Gerhardt Kap- n e r die Aufmerksamkeit auf die Funktion des Emblems im Barock hin, d. h. auf das Transparentwerden des tieferen Sinnes einer Darstellung durch beigegebenen Text (Inschrift) oder auch durch das gesprochene

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