Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Geschichte der Arbeiterbewegung

Rezensionen 493 vorgelegte Sammelwerk ungarischer Autoren füllt hier eine lang empfun­dene Lücke, da — von kurzen Abrissen abgesehen — das letzte größere Werk von Csuday immerhin mehr als 70 Jahre zurückliegt. Freilich zeigt schon ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis, daß für die ältere Zeit unverhältnismäßig wenig Raum zur Verfügung stand. Von den 654 Seiten Text behandeln 121 die Vorzeit und das Mittelalter, 110 Seiten die Periode von 1526 bis 1790. Diese Beiträge sind von László M a k k a i verfaßt. 92 Seiten genügen für die Epoche von 1790 bis 1849 von István B a r t a. Péter H a n á k hatte von 1849 bis zum Ende der Monarchie immerhin über 169 Seiten zur Verfügung. Für die Behandlung der Revolution von 1918 und 1919 von Zsuzsa L. Nagy und für das Horthy-Regime von Iván T. B er end und György Ránki sowie für die Zeit nach 1945 von Miklós Lackó standen über 220 Seiten zur Verfügung. Sehr instruktiv ist ein kurzer biographischer Anhang mit Angaben über einige wichtige Personen der ungarischen Geschichte (S. 663—691), ebenso eine ausführliche Zeittafel. Ein Literaturverzeichnis enthält Werke und Auf­sätze in deutscher, englischer und französischer Sprache, nach Sachgebie­ten geordnet, die in neuester Zeit in Ungarn erschienen sind: ebenfalls ein wertvolles Hilfsmittel. Ein gut gearbeitetes Register enthält auch die Ortsnamen in den Bezeichnungen der verschiedenen Sprachen. Der Bilder­teil ist hingegen technisch nicht sehr eindrucksvoll. Was den Inhalt der einzelnen Beiträge betrifft, muß man sich natürlich vor Augen halten, daß er aus der Sicht der neuen Ordnung der Volks­demokratie gestaltet wurde. So ergibt etwa der Bericht über die Ereig­nisse von 1956 keinerlei Aufschlüsse über die Hintergründe und den Um­fang des tragischen Geschehens. Die Vorgeschichte der Magyaren und das ganze Mittelalter werden sehr summarisch behandelt, dafür wird auf die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte größter Wert gelegt. Die Kirchenge­schichte wird besonders knapp und einseitig dargestellt. Vom speziellen Verhältnis Ungarns zur Kurie ist im Text kaum die Rede. Bezeichnend für diese Vernachlässigung ist etwa, daß ein so wichtiges Kulturzentrum wie Pannonhalma überhaupt nicht genannt wird. Das gleiche gilt vom Wirken der Reformorden der Zisterzienser und Prämonstratenser trotz ihrer Bedeutung für die Entwicklung der Landwirtschaft. Der Fund der Salzburger Annalen von 1921 mit den Angaben der Kämpfe mit den Un­garn in Wien und mit den Kabarén von 881 wird ebenso wenig berück­sichtigt wie der Ort der Entscheidungsschlacht bei Preßburg 907, der nach den alten Darstellungen noch an die Enns verlegt wird. Die Ermordung Ulrichs von Cilli in der Burg von Belgrad durch Ladislaus Hunyadi wird nicht erwähnt. Die Hinrichtung des Ladislaus im folgenden Jahr wird da­mit motiviert, daß sie nach der falschen Beschuldigung, ein Komplott geschmiedet zu haben, erfolgt sei (S. 103). Der Plan Rákóczis, sich 1708 nach Schlesien durchzuschlagen, um sich dort mit den Preußen zu vereini­gen, mag bestanden haben, an eine Beteiligung Preußens am Krieg gegen Österreich auf Seite der Ungarn war aber damals nicht zu denken. Auch die längst widerlegte Legende, daß Maria Theresia am Landtag von Preß­burg mit dem Säugling Joseph am Arm erschienen sei, wird noch einmal wiederholt (S. 223).

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