Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

NECK, Rudolf: Sammelreferat. Geschichte der Arbeiterbewegung

Rezensionen 473 werden kann? Dem Historiker wird das Werk eventuell als erste Anre­gung zur intensiveren Beschäftigung dienen können, jeder Nicht-Fach­mann, auch wenn er von echtem Interesse getrieben den Band zur Hand nehmen wird, wird kapitulieren, ihn entmutigt beiseite legen und im End­effekt nicht mehr über Polen wissen, als ihm vorher bekannt war. Hatte sich die Hgn anscheinend von dem Motto „Wer vieles gibt, wird manchem etwas geben“ leiten lassen, so ist dem entgegenzuhalten: „Weniger wäre mehr gewesen.“ Christiane Thomas (Wien) Emanuele Pes di Villamarina La révőlution piémontaise de 1821 ed altri scritti. A cura di Narciso N a d a (Collana storica „Piemonte 1748—1848“ 1). Centro Studi Piemontesi, Ca de Studi piemontés, Torino 1972. CHI, 269 S., 2 Taf. In einer dem Thema angemessenen ausführlichen Einleitung stellt der Hg. zunächst Persönlichkeit und Werk des piemontesischen Staatsman­nes Pes di Villamarina vor und interpretiert seine hinterlassenen Schrif­ten. 1777 in Turin geboren, widmete er sich schon früh der militäri­schen Laufbahn und kämpfte zunächst gegen die Franzosen im ersten Koalitionskrieg. Nach der Niederlage Sardiniens und dem Waffenstillstand von Cherasco (1796) waren die sardinischen Truppen französischem Kom­mando unterstellt. Im zweiten Koalitionskrieg und nach der Vertreibung der Franzosen aus Italien trat Pes di Villamarina 1799 in österreichische Dienste und machte den Winterfeldzug 1800/01 mit, wurde gefangenge­nommen und 1802 nach Piemont entlassen, wo er sich zunächst der Ver­waltung der väterlichen Güter widmete. Nach der Restauration von 1814 machte er schnell Karriere im Heer. Er war maßgeblich beteiligt an der Reorganisation des sardinischen Heerwesens und trat als Verfasser zahl­reicher militärwissenschaftlicher Abhandlungen hervor. Beim Ausbruch der Carbonari-Verschwörung von 1821 wurde er nach der Abdankung Viktor Emanuels I. vom Regenten Karl Albert zum Kriegsminister er­nannt und damit in die Wirren verstrickt, die die konstitutionelle Erhe­bung von 1821 für Piemont mit sich brachte. Nach der Niederwerfung des Aufstandes und der Thronbesteigung des Bruders des abgedankten Kö­nigs, Karl Felix, wurde Villamarina am 21. Juni 1821 seines Amtes ent­hoben und bald darauf in Disponibilität gestellt. Nach dem Tode von Karl Felix 1831 und mit der Thronbesteigung des Prinzen von Savoyen-Carignan, Karl Albert, der bereits 1821 die Regent­schaft geführt hatte, eröffnete sich auch für Villamarina von neuem der Weg in die höchsten Staatsämter, da der neue König ihn mit seinem be­sonderen Vertrauen beehrte. Mit der Leitung des Heerwesens wieder be­traut, spielte er auch durch die ihm gleichfalls unterstellte Polizei eine nicht unbedeutende Rolle in der Innenpolitik des Landes. Er gehörte zum Flügel der Reformer, die gerade in den Jahren vor 1848 den König „sulla via di un riformismo piü avanzato di quello sino ad allora messo in pra- tica“ drängten, zählte aber zu den entschiedensten Widersachern Mazzi- nis und der Giovine Italia, da er jeden Radikalismus ablehnte. Auf dem

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