Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
AL-SAMMAN, Tarif: Untersuchungen zur osmanischen Tugra
Untersuchungen zur osmanischen Tugrä 17 zwei alif (= a) von „Orhän“ und eines von ,,cOtmän“. „Orhän“ ist mit alif, väu, rä (= a, o, r), die untereinander verbunden sind, genauso geschrieben wie auf der Tugrä Muräds I. (Abb. 1, Fig. 2) 89). Zur Unterscheidung sind hier die Endungen von den drei nün „Barken“, d. h. sie machen kleine Kurven und enden gleich darauf, während später bei anderen Tugräs diese drei kleinen Kurven nach oben schwingen und dann nach rechts die Schäfte durchschneiden. Das Ganze ergibt ein vielgliedriges Oval. Die Tugrä ist hier also nicht vollkommen ausgebildet; in dieser einfachen Form fehlt noch der Titel, ebenso der Beisatz „muzaffar däJima(n)“. Die Anordnung der Namen übereinander, könnte — wie erwähnt — vom Siegel des Propheten Mohammed übernommen worden sein (Taf. 1/1), da der Herrscher seinen Namen in „Achtung vor dem Vorgänger“ stets in die untere Zeile setzt. Vergleichen wir die angegebenen Tugräs auf Abb. 1, so finden wir, daß sich eine schnelle Entwicklung angebahnt hat, die schließlich zu einer Vervollkommnung der Tugrä führte 90). Mohammed II. (1451 —1481) 91): Seine Tugrä liest sich hier (Abb. 1, Fig. 8): „Muhammad ben Muräd Hän muzaffar däfimain)“; das Wort „Muhammad“ ist unten in einer verschlungenen Form geschrieben, an das Ende des däl’s (= d) schließt rechts das Wort ,,(i)bn“ an, wobei es sich zuerst nach links, dann nach oben wendet und zuletzt nach rechts umbiegt. Auf „Muhammad“ folgt gleich „Muräd“, in zwei Teilen übereinander geschrieben (mr/ad). Der Buchstabe d ist mit „Hän“ verbunden; das nün von „Hän“ hat sich an das Ende (r) von „Mur(äd)“ angehängt, läuft parallel mit „ben“ und macht die zweite ovale Kurve mit diesem. Beide Kurven ergeben eine Hufeisenform. Man merkt schon hier die Bildung der Tugrä in ihrer eigenartigen Form, die durch drei Hauptteile bestimmt wird: drei Schäfte, zwei ovale Kurven und die sogenannte Sere (siehe oben S. 14); „muzaffar“ 92) hat sich etwas höher und ganz frei gebildet. Der Zusatz „däfimain)“ (= immer) ist abgekürzt (Abb. 1, Fig. 6) und befindet sich inmitten des Ovals. Die Entwicklung der Tugrä, die im Laufe der Regierung Mohammeds II. vor sich geht, besteht vor allem in der Eingliederung des Wortes „muzaffar“ in die Ganzheit der Sere. Die Tugrä des Sultans von 1446 93), die noch zu Lebzeiten seines Vaters entstanden ist, folgt genau der des letzteren und bleibt bei Mohammeds endgültigem Regierungsantritt unverändert (vgl. Abb. 1, Fig. 8); hingegen tragen die Tugräs ab 1453 bereits „muzaffar“ und nähern sich damit ") Ebenda 240f. 90) Wittek Notes passim gibt eine Beschreibung der ersten sechs Tugräs. 91) Wittek Notes 278. 92) Kommt erst in der Tugrä Muräds II. vor: ebenda 275. 93) Franz Dölger Mehmed’s II. frühester Staatsvertrag 1446 in Orientalia, Christiana Periodica 15 (Roma 1949) 240. Mitteilungen, Band 27 2