Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
AL-SAMMAN, Tarif: Untersuchungen zur osmanischen Tugra
Untersuchungen zur osmanischen Tugrä 13 — das ersteres mit der Zeit verdrängte — handelt. Auch auf Metallblech wurde die Tugrä in Wappenform gezeichnet. Münzen 74), Medaillen in Gold, Silber oder sonstigem Metall trugen die Tugrä ebenso wie Denkmäler, Gedenksteine, Moscheen, Brunnen, öffentliche Gebäude etc. b) Als Schrift wurde immer die arabische, fast immer die Tulut- oder öalitulut- Schrift verwendet. c) Zur künstlerischen Ausstattung — die Tugrämalerei galt ja als Kunst — wurden bei feierlichen Urkunden häufig schattenartige Haarstriche in die Buchstaben eingemalt, und zwar meist mit anderer Farbe. Ornamentale Zeichnungen wie Blumen und geometrische Figuren füllten die leeren Zwischenräume zwischen den Buchstaben aus (Tafel 2). Oft überschreiten diese Zeichnungen die Grundfigur der Tugrä nach oben und unten und bilden, über diese hinauswachsend, verschiedene Figuren, wie Helme, Tulpen, Kronen und andere Gegenstände 75) (Tafel 3/1—2). d) Schreibstojf: Die gewöhnliche Tugrä schrieb man mit schwarzer Tusche, nicht selten aber wurde dazu auch rote Tinte verwendet. Wie man an einigen Urkunden im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv feststellen kann76), wurde die Tugrä bisweilen zuerst mit roter Tinte geschrieben, dann mit schwarzer Tinte oder mit Gold nachgezogen. Ich halte diese Urkunden für beachtenswert und nehme an, daß die doppelte Ausführung der Tugrä aus zwei Gründen geschah: 1. Die erste Zeichnung mit roter Tinte ließ die Schriftzüge nicht so genau hervortreten. Erst das Nachziehen mit dunkler Tinte bewirkte ein schöneres Aussehen. 2. Die Goldfarbe blieb besser haften, wenn man sie nicht auf das bloße, sondern auf vorher bemaltes Papier auftrug. Goldfarbe wirkt ja auf rotem Untergrund viel kräftiger. Für feierliche Urkunden zeichnete man Tugrä-Ornamente auch in blau, gelb, grün usw. Oft wurde Goldstaub auf die noch feuchte Schrift gestreut, sodaß sie nachher schöneren Glanz erhielt. Das Rohr wurde nicht in flüssige Tinte getaucht, sondern in durchtränkter Seide angefeuchtet, die in einem Porzellan- oder Metallgefäß auf bewahrt wurde. Auf diese Art verlieh man der Schrift ein regelmäßigeres Aussehen. Außer dem Rohr verwendete man auch noch den Pinsel zur Niederschrift der Tugrä. Das Schreibrohr wurde an der Schnittfläche einseitig schräg zugeschnitten und zeigt so eine nach rechts zugespitzte Schreibfläche, die man besonders für die Tulut-Schrift brauchte. Rohr wurde auch für die Niederschrift ganzer Urkunden verwendet77). 74) Ahmed Rasern Osmanli Tarichi (Istanbul 1326 H) 333 und Husain cAbdul- Rahmän Al-Nuküd (Kairo 1950) 110. 75) Kühnei Islamische Schriftkunst 75f. 76) Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien (= HHStA) Türkische Urkunden. 77) Arabisch „Qalam“; der Name wurde ins Türkische übernommen. Vgl. Kühnei Islamische Schriftkunst 80f und Fekete Einführung XXIII.