Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
AL-SAMMAN, Tarif: Untersuchungen zur osmanischen Tugra
Untersuchungen zur osmanischen Tugrä 11 wurden die Details noch verfeinert. Diese bessere Ausführung der Tugrä geht Hand in Hand mit der immer kunstreicheren Ausgestaltung der arabischen Schrift 57). Besonders in Islambul 58), der Hauptstadt des osmanischen Reiches, pflegte man die Schrift als Kunst. Der Gebrauch der Tugrä in den türkischen Ämtern hörte mit der Absetzung des letzten Sultans auf59). V Wie wir gesehen haben, wurde die Tugrä unter der Mamlüken-Herrschaft in Ägypten und Syrien von einem eigenen Beamten gefertigt, und zwar in rechteckiger Form 60 61). War eine Urkunde ausgestellt worden, nahm man eine der fertigen Tugräs und klebte sie auf den Kopf der Urkunde über die Invocatio 81). Unter die Tugrä schrieb dann der Aussteller „hallada-llähu Sultänahu“ (Gott möge seine Herrschaft ewig währen lassen). Damit wurde jedoch, wie Deny 62) meint, in die Rechte der Tugräbeamten eingegriifen 63) (Taf. 1/2—3). Bei den Selgüken findet man dieselbe Einrichtung für die Herstellung der Tugrä 64). Der syrische Schriftsteller al Bahä’I 65) schreibt, daß bei den Selgüken und anderen Herrschern des Nahen Ostens der Vorsteher der Staatskanzlei den Titel „rafis diwän attugräwxja“ (Chef der Tugrenkanzlei) geführt habe. Daß die Einrichtung der Tugrä und das Wort selbst den Selgüken geläufig war, beweist allein schon der Beiname „Tugrä 5i“, den der berühmte Selguken-Sultan Malik Säh Nizäm al-Mulk (1092 n. Chr. hingerichtet) als Dichter führte 66). Die Osmanen hielten ursprünglich die gleiche Ordnung ein, der Staatssekretär zeichnete die Tugrä persönlich und führte daher den Titel „Tauql'i“ oder „Nisangi“ 67). 67) Kurdi Tärih 267. 68) Der Name Islambul für Konstantinopel wurde häufig verwendet, er kommt seit der Mitte des 15. Jahrhunderts vor. 69) Ankara-Gesetz von 1922 November 1. 60) Qalqasandi Suhh 13, 162f. 61) Arabisch: Basmala. 62) Deny Die Tugrä 890f. 63) Die Kalifen benützten als Handzeichen die sogenannte ‘Aläma. Diese war eine Art Wahlspruch, der sich mit jedem Herrscher änderte. Vgl. Josef von Hammer - Purgstall Abhandlung über die Siegel der Araber, Perser und Türken (Wien 1848) 18 und Maqrlzí Hitat 2 211. 64) Babinger Die großherrliche Tughra 192. 65) Alä’addin CA1I ibn ‘Abdullah al-Bahäl MatälT al-Budür fi Manäzil as-Surür 2 (Kairo 1300 H) 118 und Muhammad al-Husaini (gest. 1342) Al curädätu ß -hikäjät- al selgüqija (Kairo 1367 H) 36. 66) Ibn Hälikän Wafayät 16. 67) TauqM vom arabischen Tauqic, Nisangi vom persischen Ni San, d. h. Unterschrift, Zeichen.