Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
BALISCH, Alexander: Die Entstehung des Exerzierreglements von 1749. Ein Kapitel der Militärreform von 1748/49
Exerzierreglement 1749 175 Wirksamkeit des Infanteriefeuers bestimmen. Erst das neue Reglement von 1726 brachte den Umschwung. Es betonte immer wieder die Notwendigkeit der Eile in der Chargierung und das Wort „geschwinde“ findet sich in der Beschreibung fast aller Handgriffe der wichtigen Ladephase16). Dieses Reglement bestimmte den Drill und die Taktik der preußischen Infanterie während der folgenden Dekaden, und die unter Friedrich II. erlassenen Reglements führten nur wenige bedeutende Neuerungen ein. Es ist selbstverständlich, daß die Feuergeschwindigkeit in Anbetracht der zum Laden und Feuern notwendigen, schwierigen und komplizierten Handgriffe konzentrierten Drill und strengste Disziplin voraussetzte. Diese Voraussetzungen hatten im Jahre 1726 bereits einen genügend hohen Stand erreicht, sodaß die Idee des schnellen Feuerns verwirklicht werden konnte. In keiner anderen Armee Europas existierten diese Voraussetzungen. Der Erfolg der preußischen Disziplin und Drillmethoden wurde bald von ausländischen Beobachtern erkannt17). II Im Jahre 1714, anscheinend beeinflußt durch die im gleichen Jahre erfolgte Herausgabe des preußischen Reglements, forderte der Hofkriegsrat alle Regimenter auf, jeweils eine Kopie ihrer Exercitia und Gebräuche einzusenden, in der Absicht, auch für die österreichische Armee allgemein gültige Vorschriften zu erlassen. Alle Werke, welche diese Tatsache bisher erwähnten, haben als die einzige Quelle hierfür die Einleitung zu Kheven- hüllers Observationspunkten angeführt, in der dieser Befehl des Hofkriegsrates erwähnt wird ls). Bisher wurde ferner angenommen, daß in dieser Angelegenheit weiters nichts unternommen wurde, bis im Jahre 1736 eine Kommission eingesetzt wurde, welche das im folgenden Jahre herausgegebene erste allgemeine österreichische Regulament und Ordnung für die Infanterie verfaßte 18 *). Es existieren jedoch noch weitere Quellen für diese iß) Reglement vor die Königliche Preußische Infanterie, Potsdam 1726. Hg. von H. Bleckwenn (Osnabrück 1968) XXXVII. 17) Prinz Eugen erkannte zwei Jahre vor seinem Tode den Erfolg der preußischen Reformen, als er in einem Brief an Hofkanzler Sinzendorf erklärte: „Die preußischen Truppen machen den Kern der deutschen Armeen aus. Alles übrige stellt beinahe das Bild der Unbrauchbarkeit dar.“ Zitiert in J ä h n s Geschichte 2 1669. 18) Vgl. Kriege unter der Regierung der Kaiserin-Königin Maria Theresia: österreichischer Erbfolgekrieg 1740—1748, hg. von der Direktion des k. u. k. Kriegsarchivs 1 (Wien 1896) 429 und Erben Kriegsartikel 17. 18) Regulament und Ordnung nach welchem sich gesambte unmittelbare Kayserliche Infanterie in denen Handgriffen und Kriegsexercitien sowohl, als in denen Kriegsgebräuchen gleichförmig zu achten haben (Wien 1737): Bibliothek des ICA.