Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

Süddeutscher Feldzug 1704 167 den gemeinsamen Feldzug gegen Bayern gebeten haben. Lescheraine selbst schreibt dem pfälzischen Kurfürsten am 25. in Chiffre: „Milord n’attend plus que la réponse du Prince Louis pour marcher en Alle- magne et faire le semblant d’aller á la Moselle et marcher droit en Baviére. Mais pour cela il faut que le Margrave Louis renvoie par mon courrier des pro­jets tels que Milord les demande par la lettre que le Comte de Wratislaw écrit au Margrave“ 78). Wie vorher für Landau, sollte die Mosel also jetzt nur Vorwand für einen Marsch an die Donau sein, der daher noch strengster Geheimhaltung un­terlag. Es kam daher vor allem darauf an, den Generalstaaten möglichst viele Truppen für ein angebliches Moselunternehmen abzuringen. Noch während Marlborough darum verhandelte, hatte er bereits ziemlich klare Vorstellungen über sein Vorgehen gegen Bayern. Er wollte vorerst mit seinen Truppen bis nach Koblenz ziehen und dort an die Generalstaa­ten schreiben, daß er es zur Rettung des Reiches für unbedingt notwendig erachte, noch weiter nach Süddeutschland vorzustoßen. Nach der Vereini­gung mit den bereits am Rhein und an der Donau stehenden seemächtli- chen Truppen hoffte er, über eine Armee von gut 40.000 Mann zu verfü­gen. Als erste Aktion an der Donau hatte er, falls es zu keiner direkten Konfrontation mit dem bayerischen Kurfürsten kommen sollte, die Bela­gerung Ulms ins Auge gefaßt79). Anfang Mai mußten nun die Generalstaaten zu einer Entscheidung ge­zwungen werden. Gedrängt von seinen Freunden erklärte ihnen Marl­borough, daß er fest entschlossen sei, an der Mosel zu kommandieren. Als die Holländer sahen, daß an seinem Entschluß nicht mehr zu rütteln war, gaben sie schließlich nach und versicherten ihm, mit allem, was Marl­borough für das allgemeine Wohl zu unternehmen gedenke, einverstan­den zu sein. Auch die Armee, die er nach Deutschland führen wollte, wurde ihm gewährt80). Es kam nun alles darauf an, wie Markgraf Ludwig auf Marlboroughs An­sinnen reagieren würde. Als eine Nachricht von seiner Seite immer länger ausblieb, hatten Wratislaw und Lescheraine alle Hände voll zu tun, Marl­78) Lescheraine an Johann Wilhelm, 1704 April 25 Den Haag: GStA Kasten blau 81/4 fol. 268; ferner Marlborough an Godolphin, April 22 Den Haag: Coxe Memoirs 1 235; Marlborough an Hedges, April 25 Den Haag: Murray Letters 1 249; Wratislaw an Ludwig, Mai 6 Den Haag: Röder Kriegs- und Staatsschriften 2 21; Lescheraine an Johann Wilhelm, April 23 Den Haag: GStA Kasten blau 81/4 fol. 266; Ludwig an Wratislaw, Anfang Mai: Röder Kriegs­und Staatsschriften 2 22; Davenant an Marlborough, Mai 9 Frankfurt: BP F/II/17; Davenant an Hedges, Mai 11 Frankfurt: PRO SP 81/88 fol. 262. 78) Marlborough an Godolphin, 1704 April 29 Den Haag: Coxe Memoirs 1 236; Wratislaw an Leopold, Mai 5 Den Haag: Ratzenhofer Successions- Krieg 736. so) Marlborough an Godolphin, 1704 Mai 2 Den Haag: BP A/I/14 und Mai 5 Den Haag: Coxe Memoirs 1 237 f.

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