Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704
166 Franz Mathis secourir l’Empire“ zu beraten oder wenigstens „d’amener la quota des troupes que Votre Majesté paye au delá de la mer, pour sauver d’un bouleversement général l’Allemagne“73 74 7S). Denn es sei weder recht noch für die gemeinsame Sache von Nutzen, wenn die Truppen der englischen Königin an den holländischen Grenzen verblieben, die ja überhaupt nicht bedroht und von breiten Strömen und Festungen beschützt seien, während das Reich „sera ravagé et mis á sang et feu par la France“ 74). Diese Denkschrift, in der noch nichts über den Ort der Operationen — ob Mosel, Oberrhein oder Donau — ausgesagt war, sollte vor allem dazu dienen, Marlboroughs Position in seinen Verhandlungen mit den Holländern zu stärken. Wo schließlich Deutschland geholfen werden sollte, blieb allein dem Herzog überlassen. Denn falls die Generalstaaten seinen Vorschlägen ihre Zustimmung verweigerten, konnte er mit den englischen Soldtruppen, circa 50.000 Mann, operieren, wo er wollte 75). Marlborough wurde dann auch bereits zwei Tage später von Königin Anna beauftragt, sofort nach seiner Ankunft in Den Haag „with all earnestness to press them [die Generalstaaten] to consent to the sending a force to support the Emperor, and to assist him in the speedy reducing of the Elector of Bavaria“ 76). Wie diese Unterstützung aussehen sollte, wurde also völlig dem Herzog anheimgestellt, der sich nun in den kommenden Verhandlungen mit den Holländern auf den schriftlichen Auftrag der Königin berufen konnte. Lescheraine glaubte, die Mosel sei bereits noch weiter aus dem Gesichtskreis Marlboroughs gerückt, sodaß die Wahl nur noch zwischen Landau und Donau bestehe 77). Nachdem Lescheraine schon am 4. April London in Richtung Den Haag verlassen hatte, traf Marlborough selbst in Begleitung Wratislaws am 21. desselben Monats dort ein. Bereits zwei Tage später entschied er sich trotz der Absicht der Holländer, nur 15.000 Mann an die Mosel zu entsenden, endgültig für die Donau. Möglicherweise spielte dabei die Nachricht eine Rolle, daß Max Emanuel bereits am 15. den Feldzug eröffnet habe und auch die Franzosen am Oberrhein in Bewegung seien. Noch zu Mittag des 23. schickten Wratislaw und Lescheraine Eilbriefe mit dieser guten Nachricht zum Markgrafen und nach Wien, die leider bis heute noch nicht aufgefunden werden konnten. Allerdings läßt sich ihr Inhalt aus Le- scheraines Bericht vom 25. April und aus den Antwortschreiben Ludwigs entnehmen. Danach wird Wratislaw den Markgrafen über Marlboroughs Entschluß informiert und ihn gleichzeitig um Operationsvorschläge für 73) Wratislaws Memorandum, 1704 April 2 London: HHStA StA England 38. 74) Ebenda. 75) Lescheraine an Johann Wilhelm, 1704 April 11 Den Haag (wie Anm. 66). 7«) Instructions for the Duke of Marlborough, 1704 April 4 London: BP A/I/15. 77) Lescheraine an Johann Wilhelm, 1704 April 11 Den Haag (wie Anm. 66).