Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

Süddeutscher Feldzug 1704 157 zufrieden gewesen zu sein. „So viel ich aus ihm merken konnte,“ berichtet Goess, „so ging er nicht so kontent weg, als er sonsten wohl gewesen ist“4S). Seine Niedergeschlagenheit schlug sich auch in seiner privaten Korrespondenz mit seiner Frau Sarah und mit seinem besten Freund Godolphin nieder. Nach den enttäuschenden Konferenzen mit den Hollän­dern glaubte er, nur noch auf die Vorsehung hoffen zu können. „Provi­dence makes the wheel go round,“ schreibt er an Godolphin, „and I hope the blessing of God will make us succeed much better than we can pro­pose to ourselves“ 44). Was war der Grund dieser pessimistischen Stimmung? Marlborough war mit der Absicht nach Den Haag gefahren, eine Operation der Seemächte am Oberrhein zu erwirken, mußte sich aber schließlich mit einem Unter­nehmen an der Mosel begnügen, und dies erst nach einem Feldzugsbeginn an der Maas. Es war also noch äußerst unsicher, ob und wie wirksam die seemächtliche Unterstützung für Kaiser und Reich ausfallen würde. Es galt daher auf kaiserlicher Seite vor allem, den Herzog in seinen anfäng­lichen Plänen zu bestärken und ihm die nötige Stütze in den künftigen Auseinandersetzungen mit den Holländern zu bieten, eine Aufgabe, die Graf Wratislaw in den kommenden Wochen bestens zu meistern verstand. Am 22. Februar verließ Marlborough Den Haag und traf bereits zwei Tage später wieder in London ein. VIII Im hannoveranischen Gesandten in London, Baron Schütz, hatte Wratis­law eine wertvolle Unterstützung gefunden. Denn auch an den Höfen von Hannover und Celle war man der Meinung, daß „Euer Kaiserlichen Maje­stät Generalleutnant mit Zusammenziehung aller Euer Kaiserlichen Majestät und Reichs Völkern ein starke Armada formiere und wider Kurbayern offensive agiere“ 46). Marlborough, der ja schon von Wratislaw auf die Notwendigkeit einer Unterwerfung Bayerns hingewiesen worden war, glaubte im Gespräch mit Schütz nun ebenfalls, daß „nichts Nützli­cheres in gegenwärtiger Konjunktur als die Reduktion von Kurbayern vorgenommen werden könne“4e). Er hatte ja Wratislaw bereits im Jänner zugesagt, nach einer erfolgreichen Belagerung Landaus einige seiner Truppen dafür abzustellen. Was die Bereitschaft der kaiserlichen Seite, die erforderliche Truppenzahl aufzubringen, betraf, äußerte er al­M) Goess an Leopold, 1704 Februar 26 Den Haag: HHStA Hollandica 27. **) Marlborough an Godolphin, 1704 Februar 19 Den Haag: William Coxe Memoirs of John, Duke of Marlborough 1 (London 1818) 226. «) Wratislaw an Leopold, 1704 Februar 27 London: HHStA StA England 38. 46) Schütz an Georg Wilhelm, 1704 Februar 29 London: NHStA Celle Br. Arch. Des. 13, n. 34.

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