Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
AL-SAMMAN, Tarif: Untersuchungen zur osmanischen Tugra
6 Tarif Al-Samman schießen, schwimmen und reiten“, so hatte Mohammed befohlen, und so wurde es in der islamischen Gesellschaft weiterhin gehalten. Die arabische Schrift wurde in der Folgezeit zugleich mit der Lehre des Islam über die arabische Halbinsel verbreitet. Sie verdrängte dabei andere Schriften, wie z. B. die Musnad-Schrift in Jemen und die Nabatäische Schrift im Norden. Auf der arabischen Halbinsel, in cOmän und Hadramut war sie die erste Schrift, welche die dortigen Einwohner kennenlernten. Sobald der Islam auf der arabischen Halbinsel die Vorherrschaft erlangt hatte, dominierte auch die arabische Schrift unter den Schriften des Landes. Sie verbreitete sich bis Nordsyrien und verdrängte in Ägypten (87 H. = 705 n. Chr.) unter ‘Abdullah ibn cAbdal-Malik die koptische Schrift, die nur mehr für religiöse Texte verwendet wurde 27). Bald wurde sie in allen arabischen Kanzleien gebraucht und fand Verbreitung auch bei den Berbersippen in Nordafrika, die eine eigene Schrift besaßen; sobald sie zum Islam übertraten, übernahmen sie die arabische Schrift. Überall, wo der muslimische Glaube angenommen wurde, erfolgte also wie von selbst der Übergang zur arabischen Schrift, deren Expansionskraft nur noch von der lateinischen übertroffen wurde. Als sich der Islam über die persischen Hochebenen ausbreitete, verschwand als erste der bis dahin gebrauchten Schriften die nationale Behlevischrift. An ihre Stelle trat die arabische Schrift, die aber zum Teil erst an die persische Sprache angepaßt werden mußte. Die veränderte Aussprache erforderte zusätzliche Punkte oder Striche über oder unter den Buchstaben 28). Ähnliches geschah auch in Indien, wo der Islam ebenfalls starken Anklang fand. In Tamilland in Südvorderindien führte die Übernahme des Islam zur Schreibung der Tamilsprache in arabischer Schrift29). Auf Java wurde die Schrift in den letzten Jahr- hunderten eingeführt. In Malabar vertauschten die Mappilas bei Telichery erst in jüngster Zeit ihre Batteluttuschrift mit der arabischen. Die Hindu weigern sich hingegen, das arabische Alphabet anzunehmen. Da in Indien aber oft Mitglieder der gleichen Sprachgemeinschaft Bekenner Allahs und Brahmas sind, werden sehr viele Sprachen mit zwei Schriften geschrieben, und die literarischen Denkmäler des Landes sind in beiden Schriften aufgezeichnet. Bei den malaiischen Völkern konnte der Islam fast überall seine Schrift durchsetzen. Der Islam zog mit der arabischen Schrift auch in China ein. Der Orientalist Hartmann fand in Kaschgar eine arabisch geschriebene Abhandlung in chinesischer Sprache. Die Mission d’Ollone kaufte in Persien einige chinesische Texte in arabischer Schrift 30). Ähnlich erging es den Türken. Ihr ujgurisches, aus 27) Kurdi Tärih 25, 54. 28) Jensen Schrift 313. 29) Alfred Petrau Schrift und Schriften im Leben der Völker (Essen 1939) 516. 30) Ebenda 517.