Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704
148 Franz Mathis IV Neben Wratislaw, Marlborough und Eugen darf aber auch Markgraf Ludwig von Baden nicht außer Acht gelassen werden. Als kaiserlicher Oberkommandierender im Reich stellte natürlich auch er entsprechende Überlegungen zum Feldzug 1704 an. Noch gegen Ende des Jahres 1703 lud er die Kurfürsten von Mainz und der Pfalz zusammen mit Graf Sinzen- dorf zu einer Konferenz nach Frankfurt, an der auch der außerordentliche holländische Gesandte in Deutschland, Baron Almelo, teilnahm. Auf der Konferenz selbst, die am 7. und 8. Jänner über die Bühne ging, beschränkte man sich noch auf Beratungen allgemeiner Art, ohne irgendwelche detaillierten Operations Vorschläge auszuarbeiten, da diese „for the most part depend upon the enemy’s motion and require a secrecy too great for a conference“ 15). Dennoch hatte sich der Markgraf bereits ernsthafte Gedanken über das kommende Kriegsjahr gemacht, Gedanken, die unter anderem in seinen Gesprächen mit dem englischen Botschafter in Frankfurt zum Ausdruck kamen. Ausgangspunkt seiner Pläne war ein abgestimmtes Vorgehen der Alliierten von der Donau bis zur Nordsee, wobei vier Armeen — an Maas, Mosel, Oberrhein und Donau — zum Einsatz kommen sollten. Für die Aufstellung und Verteilung der Truppen an Maas und Mosel hätten die Seemächte zu sorgen; für Donau und Oberrhein fühlte er sich selbst zuständig * 16). Dort allerdings, also in Deutschland, müßte seiner Meinung nach die Haupttätigkeit der Alliierten liegen, da auch die Feinde ihr Hauptaugenmerk auf die Vernichtung des Reiches und des Hauses Österreich legten. Passau stand bereits kurz vor der Kapitulation und die ungarischen Aufständischen planten auf die verfrühte Nachricht hin, die Bayern seien schon bis nach Krems vorgedrungen, Max Emanuel von Bayern zum König von Ungarn und Böhmen auszurufen und sich mit seinen Truppen zu verbinden. Trotz dieser eminenten Gefahr im Süden Deutschlands wollte Ludwig den Feldzug nicht an der Donau gegen Bayern, sondern mit einer Belagerung und anschließender Offensive am Oberrhein beginnen. Was die Donau betraf, glaubte Ludwig, mit einem defensiven Beobachtungsheer das Auslangen zu finden, wozu er sich, wie er sagte, vor allem wegen des akuten Mangels an Magazinen, Geld und genügend Truppen gezwungen sah. Indessen hoffte er, mit einer mit dem Moselunternehmen der Marlborough an Sinzendorf, 1704 Februar 14 Den Haag: Murray Letters 1 237; Whitworth an Marlborough, 1704 Februar 6 Wien: BM Add. Mss. 37352 fol. 54. is) Davenant an Marlborough, 1704 Jänner 27 Frankfurt: BP F/II/17. 16) Ebenda; Davenant an Hedges, 1704 Jänner 9 Frankfurt: PRO SP 81/88 fol. 257.