Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

Süddeutscher Feldzug 1704 149 Seemächte gekoppelten Offensive am Oberrhein „to divert the French from passing the Schwartzwald with a new detachment or recruiting the old one already in Bavaria“ 17). Die Zusammenarbeit mit den Seemächten stellte er sich in der Weise vor, daß diese ihm einige ihrer Truppen an den Oberrhein abstellten und er dann als Gegenleistung die seemächtliche Moseloperation unterstützte, letzteres allerdings erst nach entsprechenden Erfolgen der Kaiserlichen am Rhein 18). Einer solchen gemeinsamen Aktion sollte nach Ansicht Ludwigs ein per­sönliches Gespräch zwischen ihm und dem Herzog von Marlborough voran­gehen, das er gerne in Koblenz mit ihm geführt hätte. Marlborough hin­gegen hatte, ohne Ludwigs Absichten zu kennen, einen anderen Weg der Verständigung ins Auge gefaßt, nämlich die Verwendung eines Mittels­mannes, der zum Markgrafen reisen und mit dessen Gedanken zu Marl­borough zurückkehren sollte. Seine Wahl fiel dabei auf niemanden Gerin­geren als Wratislaw, der ihm jedoch diese Bitte, wie wir unten noch sehen werden, aus verschiedenen Gründen abschlagen mußte 19). Mittlerweile trafen im Hauptquartier des Markgrafen in Aschaffenburg Nachrichten von Marlboroughs Absicht ein, selbst den Feldzug an der Mo­sel zu führen. Ludwig präzisierte daraufhin seine Gedanken in folgender Richtung: Eine defensive Haltung in den Niederlanden sollte es Marl­borough ermöglichen, mit einer Armee an die Mosel zu ziehen. Zugleich müßte dieser die unbeschränkte Vollmacht haben, „de pouvoir venir aider á faire une opération en ces quartiers“ 20). Auf Grund dieser Vollmacht könnte nämlich Marlboroughs Armee der des Markgrafen am Rhein zu Hilfe kommen und mit ihr als erste ins Feld ziehen. In diesem Fall wäre es nach Ludwigs Meinung zweckmäßig, sich über eine gemeinsame Aktion, vielleicht eine Belagerung, zu einigen. Er ließ Marlborough die Wahl, „ou 17) Whitworth an Hedges, 1704 Februar 6 Wien: PRO SP 80/22. J8) Davenant an Hedges, 1704 Jänner 9 Frankfurt (wie Anm. 16). — Unda­tiertes Projekt für den Feldzug 1704, wahrscheinlich Frankfurt, Anfang Jänner 1704: PRO SP 105/71 fol. 9 ff. Dieses Projekt befindet sich unter den Schrift­stücken der englischen Botschaft in Wien. Nicht nur seine zeitliche Einordnung im betreffenden Faszikel im Public Record Office, sondern auch sein Inhalt, nach Punkten gegliedert, lassen den Schluß zu, daß es im Jänner 1704 von deutscher Seite verfaßt wurde und auf Ludwigs Gedanken basiert. Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um dieselben Punkte, die Davenant seinem Brief an Marlborough vom 27. Jänner beilegte, die aber in Blenheim Palace nicht mehr auffindbar sind. 19) Davenant an Marlborugh, 1704 Jänner 27 Frankfurt (wie Anm. 15); Davenant an Hedges, 1704 Jänner 9 Frankfurt (wie Anm. 16); Marlborough an Ludwig, 1704 Jänner 2 St. James: Kriegs- und Staatsschriften des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden über den spanischen Erbfolgekrieg 2, hg. von Philipp Röder Frh. von Diersburg (Karlsruhe 1850) 3; Stepney an Friesen, 1704 Jänner 15 London: PRO SP 105/71 fol. 1 f; Wratislaw an Leopold, 1704 Jänner 18 London (wie Anm. 11). 2») Friesen an Marlborough, 1704 Februar 5 Aschaffenburg: BP F/II/18.

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