Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

MATHIS, Franz: Neue Aspekte zur Planung des süddeutschen Feldzuges von 1704

Süddeutscher Feldzug 1704 143 mitgeteilt hatte, noch zu den kaiserlichen Truppen in Italien begeben wollte. Trotz dieser Bedenken erbat sich der Herzog von London Anwei­sungen für die Graf Wratislaw zu erteilende Antwort4 *). Doch ohne diese abzuwarten, schrieb er bereits am 20. seine eigenen Ge­danken dazu an den Grafen: „Je vous supplie aussi de faire mes compliments bien humbles ä M. le Prince Eugene; vous pouvez bien erőire que je serais ravi d’une entrevue avec lui comme vous le proposez, mais tant plus que j’y songé tant plus de difficulté j’y trouve, pour ne pas dire d’impossibilité de songer que Son Altesse puisse aller en Italie pour commencer une Campagne d’hiver, avoir toutes les affaires de la guerre ä diriger á Vienne et encore faire un tour á la Haye“ 6). Marlborough stand also — so viel scheint aus seinen beiden Briefen an Godolphin und Wratislaw hervorzugehen — einer Zusammenkunft mit Eugen im Dezember in Den Haag eher ablehnend gegenüber. Nicht daß er den Wert einer solchen nicht erkannt hätte, aber einerseits schien ihm Eugens Anwesenheit in Wien und in Italien zu diesem Zeitpunkt doch dringlicher, andererseits wollte er selbst spätestens Anfang November in England sein. Dies wird auch aus einem Vergleich seines Schreibens an Wratislaw mit dessen erstem Entwurf ersichtlich. Im Entwurf betont er noch stärker die Vorteile einer solchen Unterredung mit Eugen, sowohl für ihn persönlich als auch für die Alliierten, erwähnt aber seine Rückkehr nach England überhaupt nicht. Im eigentlichen Brief hingegen kehrt er die Dringlichkeit seiner Rückkehr ganz besonders hervor und weist auf seinen dem englischen Botschafter in Wien unterbreiteten Vorschlag hin, einen von Eugen instruierten Minister zur Koordinierung der alliierten Krieg­führung nach Den Haag zu entsenden 6). In Wien jedoch, wo Marlboroughs Haltung noch nicht bekannt war, wurde eine Reise Eugens nach Den Haag bzw. London nach wie vor erwo­gen. Allerdings zeigte sich bald, wie Marlborough befürchtete, daß man auf die Anwesenheit des Prinzen immer weniger verzichten konnte. Dennoch gab Eugen selbst die Hoffnung auf eine Begegnung mit Marl­borough nicht auf. Schon allein um den vielen Intrigen am Hof für einige Zeit zu entrinnen, glaubte der englische Gesandte George Step­ney, wolle er Wien gern einmal den Rücken kehren. Am 29. September meldete auch sein holländischer Kollege, Hamei Bruyninx, in einem gehei­men Bericht nach Den Haag, daß Eugen allem Anschein nach diese Reise 4) Bekanntlich wurde damals in England noch nach dem alten, auf dem Kontinent aber bereits nach dem neuen Stil datiert; die Daten dieser Arbeit entsprechen alle dem neuen Stil und weichen daher manchmal von den in den Quellen aufscheinenden um elf Tage ab. — Marlborough an Wratislaw, 1703 August 20 Val Notre-Dame: BP F/II/6, bei Mathis Marlborough und Wratislaw 369 ff; Marlborough an Godolphin, 1703 August 20 Val Notre-Dame: BP A/I/14. 6) Marlborough an Wratislaw, 1703 August 20 Val Notre-Dame: BP F/II/6. «) Ebenda.

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