Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
AL-SAMMAN, Tarif: Untersuchungen zur osmanischen Tugra
Untersuchungen zur osmanischen Tugrä 3 691 n. Chr. Dieser Schrifttypus ist dadurch berühmt geworden, daß er nach dem Aufkommen des Islam weitestgehend für die Koran-Handschriften verwendet wurde. Schon vor 622 n. Chr. gab es geschriebene Teile des Koran. Neben den Handschriften des Koran zeigen auch Inschriften auf Münzen, Geräten und Denkmälern die alten kufischen Schriftzüge. Das Kufische ist eine Gliederschrift; jeder Buchstabe besteht aus verschiedenen Teilen, zwischen deren Niederschrift die Feder abgehoben wurde. In der ersten Zeit des Islam arbeiteten einige berühmte Schreiber für Mohammed, unter anderen ‘Omar cAli und Mucäwia 8); ersterer gilt als der beste Skriptor dieser Gruppe. Später zeichneten sich einige Schreiber durch Reformierung des Schrifttypus aus. Ihn Muqla 9) (885—939) gebrauchte und entwickelte nicht nur die kufische Schrift, sondern bearbeitete in seiner Theorie auch die Nes’hi-Schrift10 11 12), über die noch zu sprechen sein wird. Die kufische Schrift wurde auf drei Arten geschrieben: Küfi cAtIq (antikes Küfi), Küfi Muzajjan (Schmuck-Küfl), Küfi Satrangi (Schachbrett-Küfi). Bis ins 12. Jahrhundert wurde diese Schrift häufig gebraucht, dann wird ihre Verwendung allmählich seltener. Neben der kufischen Monumentalschrift existierte auch eine Art Kursive, da für Handel und Wirtschaft ein zügigerer Schrifttypus gebraucht wurde; Briefe, Rechnungen und Dokumente der Buchhaltung wurden in ihr abgefaßt. Sie entwickelte sich im 11. Jahrhundert als Duktus, der leichter zu schreiben war und mehr Verwendungsmöglichkeiten bot. Diese Schrift heißt Nes’hi-Schriftu), wörtlich übersetzt: Manuskript- oder Kopierschrift. Die Nes fin-Schrift setzt sich aus runden und schmalen Buchstaben zusammen 1Z) und gestattet eine schwungvollere Handhabung des Schreibgerätes als das Küfi. Den Ursprung dieser Schrift kann man nicht genau datieren, er fällt bereits in die Zeit nach der Entstehung der Küfi-Schrift, doch sind beide Schrifttypen nebeneinander gewachsen. Ihre Blütezeit allerdings erlebte die Kursive erst, als die Bedeutung der kufischen Schrift schwand. Ihn Muqla hatte, wie gesagt, eine Verbesserung im Frühstadium der Nes’hi-Schrift durchgesetzt. Er wurde ‘Chef’ (ra’is) der Schreiber genannt. Ab dem 12. Jahrhundert beginnt diese Schrift schönere Formen der Buchstaben zu bilden, es setzt ihre Blütezeit ein. Weit verbreitet ist die Meinung, das eckige Küfi sei unter syrischem Einfluß entwickelt worden, das kursive Nes’hi hingegen in Ägypten entstanden. Ich möchte mich dieser Ansicht nicht anschließen, und zwar mit folgender Begründung: Beide Schriften nahmen ihren Ausgang von Syrien, doch gab es 8) Adib Habib Hatt ve hattättän (Istanbul 1305 H) 36. 9) CA1I ibn Muqla, geboren in Bagdad, nahm dreimal die Stelle eines Wesirs ein. Obwohl ihm seine Hand abgeschlagen wurde, schrieb er dennoch weiter, indem er sich die Feder an den Arm band: vgl. Moritz Arabische Schrift und Habib Hatt 11, 38. *°) Sihäbaddln Qalqasandi Subh al-Acsä 3 (Kairo 1914) 15, 17, 27. 11) Proben und Illustrationen für diese und die im folgenden genannten Schriften bei Jensen Schrift 299 — 312. 12) Genauer sind die Buchstaben erklärt bei Kühnei Islamische Schriftkunst 22. 1*