Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

AL-SAMMAN, Tarif: Untersuchungen zur osmanischen Tugra

2 Tarif Al-Samman Die arabische Schrift ist nach der lateinischen die am meisten gebrauchte 2). Sie assimilierte viele der semitischen Schriften und gelangte so zu großer Verbreitung3). Schließlich fand sie Anerkennung und Verwendung in einem riesigen Raum, der ungefähr vom Schwarzen Meer im Norden bis zu den malaiischen Inseln im Süden und von den westlichen Grenzen Chinas bis zur Westküste Afrikas reichte. Sie entwickelte sich aus der nabatäischen Schrift 4), welche bis dahin in Nord­arabien geschrieben wurde. Die Hauptstadt des Schriftbereiches war Petra, wo noch heute bedeutende Ruinen und Felsengräber mit zahlreichen Inschrif­ten erhalten sind. Aber nicht nur hier, sondern von Damaskus bis Medina bediente man sich der nabatäischen Schrift (150 v. Chr. bis 105 n. Chr.). In der syrischen Provinz Haurän, östlich von Genezareth, wurden mehrere Inschriften von De Vogüé und Waddington 1861 —1862 gefunden, die eine eckige Form der Schrift zeigen. Eine Übergangsstufe von der nabatäischen zur arabischen Schrift weisen die sinaitischen Inschriften auf; diese stammen etwa aus dem 2. und dem beginnenden 3. Jahrhundert n. Chr., doch können nur einige von ihnen datiert werden. In den genannten Schriften werden die Buchstaben in zunehmendem Maße verbunden, so daß sich bereits zahlreiche Ligaturen feststellen lassen 5). Die drei ältesten und bekanntesten Denkmäler in arabischer Schrift sind: die dreisprachige Inschrift von Zebed in griechischer, lateinischer und arabischer Sprache (512 n. Chr.), die Inschrift von Harrän (568 n. Chr.) in arabischer und griechischer Sprache und die Inschrift von Umm-eg-öimäl in Jordanien aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. Der Duktus der Schrift läßt zwei Typen erkennen, die sich im Lauf der Zeit immer deutlicher entwickelt haben. Die erste Schrift wird die kufische genannt6), sie ist geometrisch-linear und geeignet für Monumentalinschriften. Wir können sie als eckige Schrift bezeich­nen. Die älteste Form der kufischen Schrift finden wir in Qubbat as-§ahra in der großen Moschee von Jerusalem 7); die Inschrift stammt aus dem Jahr II-) B. Moritz in Enzylclopaedie des Islam (= EI) 1 (Leiden —Leipzig 1913), s. v. Arabische Schrift. 3) Hans Jensen Die Schrift in Vergangenheit und Gegenwart (Berlin 1958) 304. 4) Nabia Abbott The Rise of the North Arabic Scripts and its Kuranic Deve­lopment (The University of Chicago, Oriental Institute, Publication 1, Chicago 1939) 17ff; hier wird die Entwicklung der arabischen Schrift ausführlich behandelt. 6) Jensen Schrift Abb. 295. 6) Als cOmar, der zweite der Kalifen, die Stadt Küfa 5 km von Hira entfernt erbaut hatte und die meisten Schreiber dieser Schrift in Küfa lebten, wurde diese Schrift die kufische genannt. Die Stadt Anbär (heute Fälüga, ungefähr 50 km von Bagdad entfernt) hat deshalb große Bedeutung für die arabische Schrift erlangt, weil drei berühmte Schreiber dort lebten: Marämer ibn Murra, Asiam ibn Sadra und cÄmer ibn Gadra. ’) Jensen Schrift Abb. 299.

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