Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
AL-SAMMAN, Tarif: Untersuchungen zur osmanischen Tugra
UNTERSUCHUNGEN ZUR OSMANISCHEN TUGRÄ Von Tarif Al-Samman I. Einleitung. — II. Geschichte und Entwicklung der arabischen Schrift (S. 2). — III. Die Bedeutung des Islam für die Verbreitung der Schrift (S. 5). — IV. Definition und Geschichte der Tugrä (S. 8). — V. Die Herstellung der Tugrä in einer eigenen Kanzlei (S. 11). — VI. Hauptelemente, Ort, Größe und Verwendung der Tugrä (S. 12). — VII. Einige osmanische Tugräs des 14. bis 19. Jahrhunderts (S. 16). I Um die osmanische Tugrä untersuchen und ihre Entwicklung von der einfachsten Form bis zur letzten Vollendung verfolgen zu können, empfiehlt sich ein Rückblick auf die Grundlagen ihrer Ausbildung. Die große Rolle schlechthin spielt bei diesem Prozeß die arabische Schrift, weil die Tugrä selbst sich aus arabischen Schriftzeichen und Worten ergab. Da die arabische Schrift eine variable und elastische ist, konnte die Tugrä mit der Zeit immer besser und vollkommener ausgeprägt werden, bis sie ihre letzte Gestalt erreichte. „Die Schrift und ihre Grundformen waren zweifellos besonders geeignet, bei geschickter Handhabung der Rohrfeder kalligraphischen Gesetzen unterworfen zu werden, die dann Führung und Ausmaße der Striche und Kurven entscheidend bestimmten“ *). Die ästhetische Normung der Buchstaben, der Wort- und Zeilenabstand blieben aber nicht auf die Handschrift beschränkt, sondern fanden von vorneherein auch Anwendung auf epigraphischen Denkmälern, an Bauten und Grabsteinen, auf Stoffen und jeglichem Gerät, was wieder durch Technik und Material bedingte weitere Abwandlungsmöglichkeiten bot. Daher ist es notwendig, den eigentlichen Untersuchungen zur Tugrä einen kurzgefaßten Überblick über die Geschichte der arabischen Schrift und ihre Bedeutung in den islamischen Ländern als Schrift und Kunst voranzustellen. x) Emst Kühnei Islamische Schriftkunst (Berlin 1942) 7. — Vorliegende Abhandlung stellt eine Neufassung meiner 1962 am Institut für österreichische Geschichtsforschung eingereichten Hausarbeit dar. Personen- und Ortsnamen, für die sich im deutschen Sprachgebrauch eine allgemein übliche, wenngleich nicht ganz korrekte Form eingebürgert hat (z. B. Mohammed, Medina), werden im folgenden auf diese Art wiedergegeben; ausgenommen davon sind Quellenzitate, die auf den originalen Lautbestand abgestimmt wurden. Mitteilungen, Band 27 1