Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung

90 Gernot Heiß keinen neuen Oberkammergrafen ernannte 131), dem die gesamte Finanz­verwaltung unterstanden hätte; ihre Beamten wurden in der Folge durch Kommissionen überprüft, deren Mitglieder sie jeweils neu ernannte 132). Meist wurde ihnen ein Bevollmächtigter Ferdinands beigegebenI33), der als neutraler Richter bei möglichen Differenzen wirken sollte. In ihrer Instruktion vom 1. Juni 1540 gab Maria ihren Kommissären, die dann in die Bergstädte gingen 134 *), aber auch die Verwaltung ihrer anderen Besit­zungen neuordnen sollten, den Befehl, alle schlechten und überflüssigen Beamten zu entlassen und besonders darauf zu achten, daß sich die per­sönlichen Interessen der Beamten nicht mit jenen ihrer Herrin über­schnitten 13ä). Die Verhandlungen, die in den Jahren seit 1531 zwischen Marias Bevoll­mächtigten und Ferdinand oder dessen Räten um die Besitzungen und Forderungen Marias geführt worden waren, blieben ergebnislos. Auch nach dem Friedensschluß von Großwardein war es nicht möglich, die Güter in den Komitaten Bereg und Máramaros zurückzubekommen136). Eine Chance für einen Vergleich zwischen den beiden Geschwistern schien sich durch ihre Zusammenkunft in Gent 1540 137) zu bieten, doch einigten sich Maria und Ferdinand nur über die bereits oben besprochene Zwischenlö­sung der Auseinandersetzung um die Mitgift. Karl, dessen Schiedsspruch lsl) Vgl. Antwort der Bevollmächtigten Marias zur Übergabe der Besit­zungen auf die Fragen der Bevollmächtigten Ferdinands, 1548 Juli 24 Krem­nitz: Konzept im HHStA Ungarn 344 fol. 220 ff. 132) So in Bruck a. d. Leitha: Aichtner unterstand Beheim, sein Nachfolger Vierher legte alle ein bis drei Jahre Marias Räten Rechnung; siehe dazu im zweiten Teil dieser Arbeit den Abschnitt über Bruck a. d. Leitha. 133) Ferdinand bevollmächtigt Leopold Puchsbaum, in seinem Namen an der Kommissionierung der Bergstädte durch Marias Beauftragte teilzunehmen: 1542 Oktober 23 Wien: Kopie im HKA Gedenkbuch 384 fol. 91; Eingabe Nikolaus Oláhs an Ferdinand, 1539 Juli 30 Wien: Kopie Oláhs im HHStA Ungarn 343 fol. 308 ff; Maria an Ferdinand, 1540 November 4: Or. im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 377. 134) Vgl. Peter Scharberger an Maria, 1541 April 15 Kremnitz: Or. im HHStA Ungarn 344 fol. 39 ff. >35) Instruktion Marias für die Kommissionierung ihrer Güter in Ungarn: 1540 Juni 1 Brüssel, ed. Schmidt Berggesetze Ungarns 1 121—144. 186) Eingabe Nikolaus Oláhs im Namen Marias an Ferdinand, 1539 Juli 2 Wien: Kopie im HHStA Ungarn 343 fol. 90 ff; Antwort Ferdinands darauf, 1539 Juli 9 Wiener Neustadt: ebenda fol. 308ff; Oláh an Ferdinand, 1539 September? Wien: von Oláh geschriebener Auszug ebenda fol. 312; Ferdinand an Oláh, 1539 September 14 Wien: von Oláh geschriebener Auszug ebenda fol. 312. 137) Maria an Ferdinand, 1539 November 2 Brüssel: Konzept im HHStA Belgien PA 27. Karl und Maria zogen am 14. Februar 1540 mit 5000 deutschen Landsknechten in Gent ein, das sich in den letzten Jahren gegen die Regie­renden aufgelehnt hatte und blieben hier bis 12. Mai: Pirenne Histoire de Belgique 3 125 f; Ferdinand kam Anfang März dorthin und blieb bis um den 10. Mai: Anton Gévay Itinerar Kaiser Ferdinand’s I. 1521—1564 (Wien 1843).

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