Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)

HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung

Besitzungen der Königin Maria (1505—1558) 91 sich beide bereits in Gent unterworfen hatten, wollte bis zum 15. Septem­ber 1540 sein Urteil über die Rechtmäßigkeit der Forderungen Marias abgeben 138). Die Königin legte nun auch fest, unter welchen Bedingungen sie ihre Güter und Einkommen in Ungarn und Österreich an Ferdinand abtreten würde: Sie sei bereit, die Besitzungen, die einen jährlichen Ertrag von 45.000 ung. fl. hätten (vermutlich mit jenen, die Maria jetzt nicht inne­hatte), dem Bruder gegen Bezahlung der 200.000 Scudi für die Mitgift und von 20.000 Dukaten jährlich zu überlassen; zur Tilgung ihrer Forde­rungen an Ferdinand wolle sie weitere 10.000 Dukaten jährlich, beide Ren­ten noch drei Jahre nach ihrem Tod, um darauf ihre Gläubiger besser ver­weisen zu können. Außerdem bestand sie auf Bezahlung der 24.000 ung. fl., mit denen sie auf die Forderung Ferdinands an die Republik Venedig ver­wiesen worden war 139). Maria sandte bereits im Juni 1540 Bartholomäus und Wolfgang Haller zu Verhandlungen Ferdinand nach 14°), der jedoch einzig darum bemüht war, die Schwester wieder zu vertrösten und die Gespräche zu verzö­gern 141). Ebenso ließ Maria vergeblich Aufstellungen mit der Begrün­dung ihrer Forderungen anfertigen 142), gegen die Ferdinands ungarische Räte ihre Argumente zur Widerlegung der Rechte Marias vorbrachten 143), denn Karl war weder bis zum 15. September 1540 noch danach bereit, ein Urteil zu Ungunsten eines der beiden Geschwister zu fällen. Durch die lange Abwesenheit der Königin, ihre Schwierigkeiten mit ihren österreichischen und ungarischen Beamten, denen sie sich entfremdete, und die Ergebnislosigkeit der Verhandlungen mit Ferdinand wurde die Ver­waltung der Besitzungen immer schwieriger. Als Ferdinand am 18. Fe­138) Abkommen zwischen Karl, Maria und Ferdinand, 1540 Mai 11 Gent: Kopien im HHStA Familienakten 10. 139) Ebenda. 140) Instruktion Marias für Bartholomäus Haller an Ferdinand, 1540 Juni 7 Brüssel: Konzept im HHStA Familienakten 10; Instruktion Marias für Wolf Haller an Ferdinand, 1540 Juni 16 Brüssel: HHStA Ungarn 344 fol. 1 ff. i«) Maria an Ferdinand, 1540 Juli 5 Brügge: eh. Konzept im HHStA Bel­gien PA 27; Maria an Ferdinand, 1540 Juli 28 Den Haag: eh. Konzept ebenda; Maria an Ferdinand, 1540 September 3: eh. Konzept ebenda: Sie wolle nicht länger warten. 142) Aufstellungen der Forderungen Marias, s. d. (1540), ed. Hatvani Magyar történelmi okmánytár 2 26ff; vgl. Probszt Königin Maria 659 ff: die Forderungen beliefen sich bereits auf über 550.000 rh. fl. Aufstellung der Forderungen Marias an Ferdinand, 1540 September 1: Kopien im HHStA Fami­lienakten 10 und im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 827 ff, ausführlich zi­tiert bei Probszt Königin Maria 662 ff: Forderung von 448.140 rh. fl. 143) Denkschriften der Räte Ferdinands gegen Marias Forderungen, s. d. (1540/41): HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 133 ff und 430 ff, ausführlich zitiert bei Probszt Königin Maria 647 ff und 615 ff; Antwort auf die For­derungen Marias, s. d. (1540/41): siehe oben S. 71 Anm. 54.

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