Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 27. (1974)
HEISS, Gernot: Die ungarischen, böhmischen und österreichischen Besitzungen der Königin Maria (1505–1568) und ihre Verwaltung
82 Gernot Heiß einigten sich jetzt Karl, Ferdinand und Maria, daß Maria in Rechnung dieser und anderer Forderungen gegen Ferdinand eine Jahresrente von 10.000 Dukaten „de Carlini“, die Ferdinand aus Steuereinkommen im Königreich Neapel besaß74) mit Hilfe Karls verkaufen sollte75). Ferdinand gebrauchte zwar wieder Ausflüchte 76), doch auf Betreiben des Kaisers 77) wurde diese Rente schließlich um 100.000 Dukaten zu 86 d. (= 143.333 rh. fl. 20 d.) verkauft 78). Maria blieb der Meinung, daß ihre Ansprüche aus dem mütterlichen und väterlichen Erbe damit keinesfalls getilgt seien 79). Karl hatte sich 1540 zur Durchsetzung der teilweisen Tilgung dieser Forderung bereitgefunden, nachdem Maria ihm Anfang 1539 über ihre großen Schulden, die ihr in seinem Dienste in den Niederlanden entstanden waren, berichten hatte lassen und ihn überzeugte, daß ihr in jedem Fall geholfen werden müßte80). Die Forderung nach Bezahlung der Mitgift hatte ihm die günstige Möglichkeit geboten, diese Last auf den Bruder abzuwälzen. Es handelte sich dabei um Schulden Marias an ihren Schatzmeister Wolfgang Haller, die am 30. Juni 1538 bereits 99.205 Livres 11 Sous 8 Deniers ausmachten 81). Maria, das zu ihren Gunsten ausfiel (Gutachten des Dr. Jakob Hainrichmann, s. d. [1540]: zwei Kopien ebenda fol. 513—522). Vgl. auch „L’escript de la royne, fait ensuyvant le départ de Gand“, s. d. (Mai 1540): in Pergament gebundene Reinschrift ebenda fol. 200—287. 74) Ferdinand von Aragonien vermachte seinem Enkel Ferdinand eine Jahresrente von 50.000 Dukaten aus Steuereinkommen in Neapel und mehrere Städte und Hafenstädte, die Karl in Worms mit einer zusätzlichen Jahresrente von 10.000 Dukaten ablöste: Bucholtz Ferdinand I. 1 158; vgl. auch Pöl- n i t z Anton Fugger 2 145 ff. 75) Abkommen zwischen Karl, Maria und Ferdinand, 1540 Mai 11 Gent: Kopien im HHStA Familienakten 10 fol. 166 ff und HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 346 f. 76) Ferdinand an Maria, 1540 August 9 (Wien): Auszug im HHStA Familienakten 10 fol. 170 f und Familienakten 13; Maria an Ferdinand, 1540 September 3 Brüssel: Konzept im HHStA Belgien PA 27. 77) Karl an den Vizekönig von Neapel, 1540 Mai 10 und 1540 Oktober: Kopien im HHStA Familienakten 10 fol. 93 ff. Laut P ö 1 n i t z Anton Fugger 2 561 wurde die Rente erst am 31. August 1542 verkauft. 78) Aufstellung, was Maria von Ferdinand an Geld erhielt, 1547 Dezember 13 Augsburg: Kopie im HKA Verm. ung. Gegenstände 1 fol. 659; Aufstellung der Forderungen Marias an Ferdinand, s. d. (Ende 1547): ebenda fol. 664 f. 7») Sie vermachte Karl und Philipp alle ihre Ansprüche daraus: Testament Marias, 1555 Dezember 3 Brüssel: Or. im HHStA Familienurkunde 1323, teils ed. Charles Weiß Papiers d’état du Cardinal de Granveile, d’aprés les manus- crits de la Biblithéque de Besangon 4 (Collection de documents inédits sur Vhistoire de France, 1. Serie 31/4, Paris 1841/52) 510 f; Testament Marias samt Kodizill, 1558 September 27 Cigales: Kopie im HHStA Familienurkunde 1331. 80) Instruktion Marias für Scepper, s. d. (1539 Jänner): HHStA Familienakten 9 (AT fol. 33 ff); Instruktion Marias für Scepper, 1539 Februar 22 Brüssel (fol. 43 ff); „La Ille et secrete instruktion“, s. d. (1539 Februar) (fol. 54 ff). 81) Aufstellung der Forderungen Wolf Hallers bis zum 30. Juni 1538 in der Instruktion für Scepper an Karl, s. d. (1539 Jänner): ebenda (fol. 33 ff).