Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

KÖFLER, Werner: Beiträge zum Urkundenwesen Meinhards II. in den Jahren 1271 bis 1295

70 Werner Köfler abgrenzungen, die man vom Gesichtspunkt moderner Verhältnisse aus oft nur allzu deutlich und entschieden in mittelalterliche Organisationsfor­men hineinprojiziert 78 *). Rudolf vonBrixen: „Rudolfus canonicus Brixinensis“ ist erst ab 1292 in landesfürstlichen Diensten nachweisbar. Erst 1295 — in einer Schenkungsurkunde Meinhards für Stams vom 6. März, Petersberg — wird Rudolf als Notar bezeichnet: „Rvdolfus et Rvdolfus et Vschalcus notarii nostri“. Da es sich nicht um den schon längst vom Protonotariat enthobenen, in der Diplomatie voll aufgehenden Rudolf von Meißen handeln kann, kommen hier nur Rudolf von Isny und Rudolf von Brixen in Betracht. Im Testament Meinhards von 1295 Okto­ber 29 Greifenburg endlich scheint er als „mag. Rudolfus canonicus eccle- sie Brixinensis et notarius dni M. inkliti ducis Karinthie“ neben „mag. Rudolfus de Mixina canonicus ecclesie Tridentine“ auf70). Eine sichere Schriftzuweisung war bei Rudolf von Brixen nicht möglich. II Das vorzügliche Regestenwerk Wiesfleckers erleichterte wesentlich das Bemühen, möglichst alle original überlieferten Urkunden einzusehen, auf fotographischem Wege aufzunehmen und damit die Grundlage für eingehendere Untersuchungen zu schaffen. An Originalurkunden (lan­desfürstlichen Siegelurkunden) sind 115 erhalten; von diesen konnten lediglich fünf Stück nicht eingesehen werden und standen deshalb nur abschriftlich zur Verfügung. 32 Urkunden sind in kopialer Überlieferung erhalten. Sieben Urkunden liegen in Regestenform vor, dazu kommen 68 Aktnotizen über Ämterverpachtungen (im IC 278), zehn Inserte, Trans- sumpte, zwei in historiographisdier Überlieferung, 31 Mitbesiegelungen, mehrere Mitausstellungen (siehe Tabelle S. 71—72). III Zunächst mag der hohe Anteil der Empfängerausstellung, wie er aus nebenstehender Übersicht hervorgeht, überraschen, da die landesfürstliche Kanzlei in dieser Zeit entschieden eine bereits sehr hohe Entwicklungs­stufe erreicht hat. Die Tatsache, daß der weitaus überwiegende Teil Emp­fängerausstellungen des Klosters Stams sind, das allzeit des Landes­fürsten liebstes Kind blieb, rückt die Sache aber in ein anderes Licht. 78) Seinen beruflichen Höhepunkt erreichte Ulschalk mit der Führung eines eigenen Raitbuches zwischen 18. Juni und 16. August 1295 (in IC 279 fol. 1—7V und IC 282 fol. lrv und fol. 102); Hye Kanzlei der Herzoge Otto, Ludwig und Heinrich 135 ff. 7») Leo Santifaller Die Urkunden der Brixner Hochstiftsarchive n. 233; Hye Kanzlei der Herzoge Otto, Ludwig und Heinrich 111 ff; Leo Santifal­ler Das Brixner Domkapitel in seiner persönlichen Zusammensetzung im Mit­telalter (Schlern-Schriften 7, Innsbruck 1924/25) 448 f n. 286.

Next

/
Thumbnails
Contents