Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

KÖFLER, Werner: Beiträge zum Urkundenwesen Meinhards II. in den Jahren 1271 bis 1295

Urkundenwesen Meinhards II. 69 schalk war ein Bruder des Haller Salzschreibers Jakob69) und dürfte einer Haller Bürgerfamilie entstammen 70). Er war verheiratet mit einer gewissen Diemut aus Sarnthein und hinterließ auch Kinder. Ein Notariats­instrument des Notars Michael von 1297 Oktober 9 führt als die eine Partei „dominus Jacobus in Halle, tutor et curator puerorum quondam Vschilini notarii dominorum Karinthie comitum Tyrolensium“ an 71). Da das Necro- logium Stamsense sein Todesdatum mit einem 25. März angibt, wird man den 25. März 1297 als Sterbetag annehmen können 72). 1286 zuerst als Notar bezeugt73), war Ulschalk auffallend häufig in Kammerangelegenheiten engagiert. Er erscheint viele Male als Empfän­ger und Übergeber höherer Geldbeträge74). Auch für die Gold- und Silbergeschäfte Meinhards scheint Ulschalk herangezogen worden zu sein 75). Da Florenz, Venedig und Frankreich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Goldgepräge übergingen, stieg der Goldpreis in Italien ab ca. 1250 vom achtfachen auf den zehn- bis fünfzehnfachen Sil­berwert. Da Deutschland zunächst davon unberührt blieb, kaufte Mein­hard dortselbst mit Silber von den deutschen Kaufleuten Gold auf, wel­ches er in einträglichem Handel wiederum nach Italien als Rohgold oder gegen Goldgulden verhandelte76). Ulschalk wies auch für seinen Bruder Jakob dem Kämmerer Konrad von Friedberg Geld an 77). Aus all diesen Beispielen wird wieder einmal deutlich, daß weit über die siebziger Jahre hinaus noch Hof Schreiber reine Kammergeschäfte be­sorgt haben, obwohl gerade in den achtziger Jahren die Schatz- und Einkünfteverwaltung durch Vizedom, Kämmerer, lokale Kämmerer und Vizedome, Gastaldiones, Prepositi, Villici, Cellerarii, Caniparii und Clavi­geri eine wohlgegliederte Organisation aufwies. Die Hofschreiber erfreu­ten sich jedoch stets einer besonderen Vertrauensstellung, und die Wei­sungen des Landesfürsten stellten sie immer wieder über alle Kompetenz­6») Reg. 726. 70) Hanns Bachmann Die Anfänge des Markt- und Stadtschreiberamtes zu Hall in Tirol, seine Entwicklung und seine Schreiber im 13. und 14. Jahr­hundert in Tiroler Heimat 25 (1961) 45. 71) Heuberger Urkunden- und Kanzleiwesen 126. 72) MG Necrol. 3/51; Hinweis bei Heuberger Urkunden- und Kanzlei­wesen 126. 73) Reg. 495. 74) IC 277 fol. 26 (1288 Oktober 16), 28 (1288 Dezember 3); MC 8 fol. 62* (1291 Mai 29), 80* (1292 April 17), 51* (1292 Mai 19); IC 278 fol. 2 (1292 November 18); IC 279 fol. 48 (1294 Juli 8). 75) IC 277 fol. 28. 76) Arnold Luschin-Ebengreuth Goldgeschäfte Meinhards II., Gra­fen von Tirol in Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum 8 (1928) 441— 458; Reg. 773. 77) IC 278 fol. 2 (1292 November 18).

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