Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

KÖFLER, Werner: Beiträge zum Urkundenwesen Meinhards II. in den Jahren 1271 bis 1295

68 Werner Köfler Beispiel mehr für das Bestehen eines Lokalschreibertums als Parallele zum öffentlichen Notariat im italienischen Bereich vor. 1280 noch als lokaler Urkundenschreiber beschäftigt, ist er bereits 1287 als Domherr von Trient bezeugt85). 1289 wird er zum ersten Mal als „magister“ be­titelt 65 66). Auf Grund von Diktatvergleichen, Schriftanalysen, Zeugennennungen und Itinerar-Untersuchungen konnte die Zuweisung des fast gleichzeitig mit dem ältesten erhaltenen Rechnungsbuch geführten MC 8 (1289 Febru­ar 19—1293, alte Signatur 48 T, 89 Blatt Papier, ca. 21 :16) an Heinrich von Klausen erfolgen. Rudolf von Isny und Heinrich von Klausen waren also die Schreiber der ältesten, erhaltenen tirolischen Rechnungsbücher! Bei chronologischer Reihung der Rechnungslegungen, die zugleich ein lückenloses Itinerar Heinrichs ergibt, überwiegt Schloß Tirol als Ort der Rechnungsprotokollierung. Mit Abstand folgen Kematen und Trient (Buonconsiglio); in den von Rudolf von Isny geführten Raitbüchern findet sich keine einzige in Trient erfolgte Rechnungslegung. Heinrich, der sich nie gegen den Bischof von Trient exponiert hatte, schien der geeignetere Mann, dort die Protokollierung der Amtsabrechnungen zu führen. Nur am Rande sei hier vermerkt, daß im Zusammenhang mit der Raitbuch- führung eine sehr bemerkenswerte Tatsache festgestellt werden konnte: Meinhard war persönlich bei den Rechnungslegungen dabei; der Nach­weis konnte dadurch erbracht werden, daß zunächst sämtliche überliefer­ten Raitungen, die in den Rechnungsbüchern nicht chronologisch, sondern grundsätzlich nach Ämtern geordnet sind, in eine zeitliche Reihenfolge gebracht wurden. Diese wurde mit seinen Beurkundungen verglichen und daraus ergab sich nun eine auffallende Übereinstimmung. Rechnungspro­tokolle und Beurkundungen ergeben zusammen ein lückenloses Itinerar Meinhards für die Jahre 1288—1295. Wie kaum etwas anderes wirft diese Tatsache ein grelles Licht auf die Persönlichkeit dieses Fürsten. In den wenigen Fällen, da er nicht persönlich die Abrechnungen seiner ,Beamten* überprüft, vertritt ihn eine Kommission, deren persönliche Zusammensetzung dann auch regelmäßig angeführt wird. Die Trienter Rechnungslegungen erfolgen stets vor einer solchen Ersatzkommission 67). Ulschalk (Uschelinus, Ulslinus) von Hall68): Hof Schreiber Ul­hanc litteram rogatus conscripsit“. Leo Santifaller Die Urkunden der Brixner Hochstifts-Archive 845—-1295 (Schlern-Schriften 15, Innsbruck 1929) n. 222; Reg. 682, 774. 65) Carl Äusserer Regestum Ecclesiae Tridentinae I: Regesto dei Docu­menti dell’ Archivio Capitolare di Trento dal 1182 al 1350 conservati nel R. Archivio di Stato di Trento (Regesta Cartarum Italiae 27, Roma 1939) n. 136. «8) Reg. 651. 8’) Über die Raitbuchführung unter Meinhard: Köfler Studien 58 ff, 77 ff. 88) Mundierungen: Reg. 495, 514, 833, 868, 870, 871, 930.

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