Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
CORETH, Anna: Richard Blaas zum 60. Geburtstag
Rezensionen 563 sätze wurden dann um eine Denkschrift von 1848 und einen Artikel von 1849, alle aus der Feder desselben Vf.s, vermehrt, in einem Bändchen veröffentlicht. Darin wird sein föderalistisches Programm von 1848/49 erneuert zu einem Zeitpunkt, in dem der Dualismus mit Ungarn noch nicht geboren, der Ausgleich von 1867 noch keineswegs abgemacht war. In dem Büchlein, aus dem der alttschechische Nationalismus immer wieder seine Zitate schöpfte, stehen auf S. 77 die bekannten prophetischen Worte: „Der Tag, an dem der Dualismus proclamirt wird, wird zugleich durch unwiderstehliche Naturnothwendigkeit der Geburtstag des Panslavismus in seiner am wenigsten erfreulichen Gestalt werden; als Pathen werden ihm die Väter des Dualismus stehen. Was dann folgen wird, kann sich der Leser selbst vorstellen. Wir Slaven werden dem zwar mit gerechtem Schmerze aber ohne Furcht entgegensehen. Wir waren vor Österreich da, wir werden es auch nach ihm sein.“ P. ist es nicht gelungen, seine ethnisch förderalistischen Pläne zu verwirklichen, die Idee des böhmischen Staatsrechts ist gescheitert. Die Folgen sind bekannt. Für den Historiker ist der Neudruck dieser Schrift zweifellos von Nutzen, doch wäre zumindest eine bescheidene Einleitung und Würdigung angezeigt gewesen. Der Verlag hat es sich sehr einfach gemacht! Rudolf Neck (Wien) Gert F r i c k e, Kroatien 1941—1944. Der „Unabhängige Staat“ in der Sicht des Deutschen Bevollmächtigten Generals in Agram, Glaise v. Horstenau. (Einzelschriften zur militärischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges 8.) Verlag Rombach, Freiburg i. Br. 1972. 206 S., 1 Taf. Wer sich mit den militärpolitischen Ereignissen auf dem Westbalkan während der letzten dreißig Jahre beschäftigen will, soll das Buch F.s keinesfalls übersehen. Denn es enthält die bloß fünf Jahre lange Lebenszeit des „Unabhängigen Staates Kroatien“, dokumentiert aus der Feder einer der Schlüsselpersönlichkeiten bei dessen Staatswerdung, des deutschen Bevollmächtigten Generals in Agram, Glaise von Horstenau. Er wirkte dort von den allerersten Tagen dieses Staates an als Freund und Berater und gerade deshalb stets als Gegner der Ustascha, einer politischen Terrororganisation ähnlich der deutschen Waffen-SS. F. bringt in seinem Buch alle Berichte und Meldungen Glaises im Wortlaut, teils in dem rund 200 Seiten langen Text, teils in den 500 kleingedruckten Fußnoten, in denen meistens die Kernpunkte dieses Schriftverkehrs zu finden sind. Es ist spannend zu lesen, wie sich die anfängliche völlige Uninteressiertheit Hitlers an Kroatien wandelt, wie Italien seine zweifelhafte, auf die Annexion Dalmatiens zielende Hilfe anbietet, wie der kroatische Staatschef Dr. Pavelic zunehmend den Ustascha- kurs begünstigt und Glaise, die bösen Vorzeichen einer solchen Entwicklung erfassend, sich als Rufer nach Humanität ausweist. Als Glaise schließlich von „oben“ die Weisung bekommt, seine ausführliche, weil von einem starken inneren Engagement bestimmte Berichterstattung einzu36*