Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

CORETH, Anna: Richard Blaas zum 60. Geburtstag

Rezensionen 555 Päpste von Avignon“ S. 162—182) als bloße Aneinanderreihung von In­haltsangaben der zahlreichen Pfründenverleihungen nach dem Druck des Ober österreichischen Urkundenbuches und den päpstlichen Registern. Wir können auch kein besonderes „Ansehen des Klosters ... daraus able­sen, daß sein Propst ab und zu ... für Aufgaben der Kurie herangezogen wurde“ (S. 181): Dies ist für die Schlichtung von kirchenrechtlichen Fra­gen im näheren und weiteren Umkreis eines Klosters zu allen Zeiten, nicht nur während der Periode der avignonesischen Päpste, gang und gäbe gewesen. Wirkt schon diese Aufzählung einigermaßen zusammenhanglos, so hat man erst recht den Eindruck von Stückwerk durch den abrupten Schluß, der ohne ausreichende Begründung das in St. Florian erhaltene Glasgemälde der Familie Herzog Albrechts II. beschreibt. — Einen er­schöpfenden Katalog der verzierten Bucheinbände von St. Florian mit den Abbildungen aller dort vorhandenen Blindstempel bietet Kurt Holter („Verzierte mittelalterliche Bucheinbände des Stiftes St. Florian“ S. 183— 209) und erschließt auf solche Art den Bibliotheksschatz von einer nur selten ausgewerteten Quellengattung her. H. weist eine rege Tätigkeit der stiftseigenen mittelalterlichen Werkstatt nach und kann süddeutsche und österreichische Herstellung namhaft machen. — Vom „Behältnis“ des Buches führt Karl Rehberger („Ein Beitrag zur Vorgeschichte der ,Historikerschule“ des Stiftes St. Florian im 19. Jahrhundert“ S. 210— 250) zu dessen Inhalt. Die verkürzte und umgearbeitete Fassung seiner Dissertation spiegelt vor allem das enorme historische Interesse der Barockzeit, in erster Linie des Propstes Johann Georg Wiesmayr, wider, dem durch seine rastlosen Bemühungen zweifellos ein entscheidender An­teil am Entstehen der berühmten „Historikerschule“ zuzuschreiben ist. — Den Aufschwung des Vermessungswesens durch die Gründung einer Inge­nieurschule in Linz dokumentiert Georg G r ü 11 („Die Florianer Pläne 1740—1783“ S. 251—276) durch die Erfassung aller Grenz- und Grund­pläne. — Für seine Geschichte des Florianer Barockbaus („Die Stiftskirche von St. Florian“ S. 277—345) zieht Johann Sturm reiches Vergleichs­material aus dem böhmischen und oberitalienischen Raum heran und führt die „wichtigsten Anregungen“ (S. 338) auf Mailänder Kirchenbauten zurück. Sein System, alle Literaturangaben in den Text hineinzustellen, mag — abgesehen von der den Leser leicht ermüdenden komplizierteren Satzkonstruktion — Vorteile haben. Übersichtlicher wird eine solche Arbeitsweise aber dann auf keinen Fall, wenn gleichzeitig der Gebrauch von numerierten Anmerkungen unterhalb der Darstellung beibehalten wird. — Franz Windisch-Graetz („Barocke Möbelkunst in Öster­reich“ S. 346—396) beschäftigt sich zunächst grundsätzlich mit dem Pro­blem der für Österreich durch die ungenügenden archivalischen Aussagen erschwerten Erhellung der Geschichte des künstlerischen Tischlerhand­werks: Umso mehr muß daher St. Florian in den Vordergrund gerückt werden, wo sich nicht nur qualitätvolle Möbel besonders aus der Barock­zeit, sondern auch ausführliche Rechnungsbelege für die Meisterfamilien der Sattler und Jegg erhalten haben („unter den österreichischen Stiften kommt keines an St. Florian heran“: S. 357). — Eine Würdigung St. Flo­rians wäre ohne die Einbeziehung der überragenden Persönlichkeit Bruck­

Next

/
Thumbnails
Contents