Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
CORETH, Anna: Richard Blaas zum 60. Geburtstag
Rezensionen 551 allem die im kulturellen Leben der Stadt fest verwurzelte Rosenkranzbruderschaft. Der vierte und abschließende Band, gleichsam der Schlußstein dieses literarischen Denkmals, faßt in seinem gewaltigen Umfang von 806 Seiten jene Bereiche des kulturellen, künstlerischen und wirtschaftlichen Lebens der Stadt zusammen, die in den vorausgehenden, speziellen Themen gewidmeten Bänden zu kurz gekommen sind. Es kann hier nicht auf jeden einzelnen der 13 Beiträge eingegangen werden: Es ist aber für ein katholisches Land wie Tirol selbstverständlich, daß neben den Kunst- und Wissenschaftszweigen auch der religiösen Entwicklung in der 700- jährigen Geschichte der Stadt Kitzbühel entsprechende Aufmerksamkeit zugewendet wird. Die von Johann Neuhardt vermittelte Kitzbüheler Seelsorgegeschichte zeigt, daß die Kirche in all den sieben Jahrhunderten im Leben der Stadt präsent war. Epochen ruhiger Entwicklung folgten allerdings auch hier Zeiten religiös-sozialer Wirren und Spannungen, wie der Beitrag von Grete Mecenseffy über das Täufertum in Kitzbühel deutlich macht. Die stummen Zeugen der Volksfrömmigkeit, die vielen Kapellen und Wegkreuze in und um Kitzbühel, denen Dieter A s s m a n n seine liebevolle Aufmerksamkeit gewidmet hat, bezeugen die Religiosität der Bevölkerung. In und um Kitzbühel befinden sich auffallend viele solcher Denkmäler, die in ihrer unaufdringlichen, der Landschaft angepaßten Schlichtheit nicht unwesentlich zur Durchformung dieser Kulturlandschaft beitragen. Einen „Blick in das Leben der Stadt“ betitelt Widmoser bescheiden seinen zentralen Beitrag zur 700jährigen Stadtgeschichte. Eines darf in einem Stadtbuch von Kitzbühel auf keinen Fall fehlen, was der Stadt Weltruf und wirtschaftlichen Aufschwung gebracht hat, der Wintersport. Die Erzadern sind versiegt, die Fahrt in den Berg lohnte sich nicht mehr, da bot der Skilauf, die Fahrt auf die Berge und der damit zusammenhängende Skizirkus reichen und vielleicht weniger mühsamen Ersatz. Und so steht als Schlußakzent im großen Stadtbuch die Geschichte des Kitzbüheler Skilaufs. Martin Wörgötter weist in seinem Beitrag nach, daß Kitzbühel zu einem Zentrum der alpinen Skitechnik und zum Mekka der Skisportler aus aller Welt geworden ist. Damit ist dieses gewichtige Werk, das sich schlicht Stadtbuch nennt, vorgestellt. Es wird wohl noch lange, was Umfang und Ausstattung betrifft, in seiner Kategorie einsame Spitze bleiben. Es wird sicher manchen neidvollen Kritiker geben, der die Herausgabe eines so pompösen Stadtbuches als Großmannssucht und Protzentum bezeichnen mag, aber dem sei zu bedenken gegeben, daß schon oft genug wichtige kulturelle Unternehmungen an der Engherzigkeit der Geldgeber gescheitert sind; und warum soll eine Stadtgemeinde, die es sich leisten kann, nicht auch einmal ihre eigene Vergangenheit in einem Feiertagsgewand präsentieren? Man kann ohne Übertreibung sagen, die Stadtväter von Kitzbühel haben keine Kosten gescheut, um ihren Mitbürgern ein würdiges literarisches Erinnerungszeichen zu setzen, und der Verlag hat alle Register drucktechnischer Verfahren spielen lassen, um dieses Prachtwerk zu schaffen. Für den auch wissenschaftlich auf hohem Niveau stehenden Inhalt und seine Koordinie-