Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)
CORETH, Anna: Richard Blaas zum 60. Geburtstag
550 Literaturberichte eine Momentaufnahme aus dem geschichtlichen Ablauf der Wirtschaft und Ausformung der Sozialstrukturen hält Widmoser in seiner Edition und Interpretation des Kitzbüheler Salbuches von 1416 fest. Der zweite Band ist mit Recht ausschließlich jenem Wirtschaftszweig gewidmet, der Kitzbühels historische Bedeutung begründet hat und, da heute nicht mehr wirksam, in Gefahr ist, in völlige Vergessenheit zu fallen, nämlich dem Kupferbergbau. Der Bergbau hatte einst Kitzbühel und sein Umland beherrscht; Handel und Wandel, Denken und Streben der Bürger war einst dem Bergbau zugewandt. Mutschlechner liefert dafür mit seinen zwei Beiträgen „Das Kitzbüheler Bergbaugebiet“ und „Die Kitzbüheler Bergbaugeschichte“ den Beweis. Die gegenständliche Dokumentation dazu bringen R. Pittioni mit der Abhandlung über den urzeitlichen Kupfererzbergbau im Gebiet um Kitzbühel und Liselotte Plank mit ihrer reich illustrierten Studie über die vorgeschichtlichen Funde aus dem Bezirk Kitzbühel. Der dritte, dem Thema entsprechend umfangreichere und wirklich hervorragend mit ein- und mehrfarbigen Abbildungen ausgestattete Band ist der Baugeschichte, der Kunst, dem Theater und den Schlössern im Raume Kitzbühel Vorbehalten. Das Baugesicht Kitzbühels ist, wie Johanna Felmayer nachweist, von besonderer Eigenart. Es ist geprägt von einer prachtvollen Landschaft inmitten der sanften Formen der Kitzbüheler Alpen und der schroffen und abweisenden Unnahbarkeit des Wilden Kaisers. Die Stadt und das den Stadthügel umgebende Land bilden eine harmonische Einheit, in der die drei Edelsitze Münichau, Lebenberg und Kaps als Farbtupfen besonderer Art inmitten dieser städtisch-bäuerlichen Landschaft auffallen. Klaus Kogler hat den Kitzbüheler Edelsitzen eine liebevolle und sachkundige Darstellung gewidmet. Eine Stadt, in der Wohlstand als Folge blühenden Handels und regsamer Wirtschaft herrscht, wird auch der Kunst einen ihr zustehenden Platz einräumen. Erich Egg hat dieser Sparte der städtischen Entwicklung, die gerade im Barock und in einer Periode wirtschaftlichen Aufschwunges eine besondere Ausprägung erfahren hat, seine Forschung zugewandt. Seine mit reichem Bildmaterial dokumentierte Studie zeigt, daß man tatsächlich von einer Sonderstellung Kitzbühels in der tirolischen Kunst sprechen kann und daß die Stadt in der Zeit zwischen 1600 und 1800 ein Kunstzentrum war, das weit ausstrahlte. Wie der Silber- und kupferspendende Bergbau zum großen Förderer der Künste wurde, weist derselbe Vf. an einem eindrucksvollen Beispiel, an der Kupferschmid-Stiftung, nach. Als der Erzsegen versiegte, die wirtschaftliche Blüte vorbei war, war auch die große Zeit der Kitzbüheler Kunst vorüber. Erst als mit dem modernen Fremdenverkehr und Wintersport neue geldführende Adern erschlossen wurden, zog auch die Kunst der Gegenwart, wie Heinz Mackowitz im vierten Bande nachweist, wieder in Kitzbühel ein. Doch nicht nur die bildende Kunst hatte in der Bergwerksstadt liebevolle Pflege gefunden, auch die im volkstheaterreichen Tirol blühende Spielkultur war in Kitzbühel, wie Norbert H ö 1 z 1 in seinem Beitrag nachweist, nicht nur beheimatet, sondern nahm einen Spitzenplatz ein. Die Blütezeit der Kitzbüheler Spielkultur war das ausgehende Mittelalter und das Barock, Träger war vor