Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

OBERMANN, Karl: Die österreichischen Reichstagswahlen 1848. Eine Studie zu Fragen der sozialen Struktur und der Wahlbeteiligung auf der Grundlage der Wahlakten

372 Karl Obermann versäumten, auf die bäuerliche Majorität hinzuweisen. So wird über den Wahlbezirk Gmunden mit 46.726 Einwohnern, darunter 6150 wahlberech­tigt, berichtet, daß sich unter den 113 Wahlmännern „2 Geistliche, wovon einer der katholischen und einer der augsburgischen Konfession ange­hört, 8 Beamte, 42 Haus- und Gewerbebesitzer, welche größtenteils zu­gleich Landwirte sind, und 61 Bauern und Söldner“ befanden. Von 61 von den 113 Wahlmännern wurde im 2. Wahlgang der Besitzer des Hausmeier­gutes zu Lindach, Leopold Sontag, zum Abgeordneten gewählt. Dazu be­merkte der Kreiskommissar in seinem Bericht vom 25. Juni 1848: „Übrigens wird vielseitig der Wunsch geäußert, daß die Bevölkerung bei dem Reichstage nach Ständen, und daß insbesondere das städtische und mer­kantile Interesse mehr vertreten sein möchte, als es nach der provisorischen Wahlordnung tunlich war, da nach dieser aus dem Stande der Landwirte und insbesondere der Bauern stets die überwiegende Mehrzahl der Wahlmänner und sohin auch der Abgeordneten hervorgehen mußte, wenn die Bauern, wie es wirklich der Fall war, bei den Wahlen auf ihr Sonderinteresse bedacht wa­ren“ 58 59). In ähnlicher Weise äußerte sich der Kreiskommissar in Linz in seinem Bericht vom 30. Juni 1848 über den Ausgang der Wahlen im Wahlbezirk Freistadt. Hier waren jedoch von 6929 Wahlberechtigten nur 2776 zum Wahlakt erschienen. Von den 94 Wahlmännern waren „60 aus dem Bau­ernstände, 31 aus dem Bürger- und Gewerbestande, 2 aus dem Stande der Privatbeamten, einer aus dem geistlichen Stande“. Sie wählten den Bauerngutsbesitzer Anton Hofer zum Abgeordneten. Dieser hatte erklärt, daß er sich im Reichstag die Aufgabe stelle, die „Ablösung der auf dem untertänigen Grundbesitz haftenden Natural- und Arbeitsleistungen“ zu erreichen. Hofer legte jedoch am 19. Oktober 1848 wegen „häuslicher Ver­hältnisse“ sein Mandat nieder. Im Bericht des Linzer Kreiskommissars vom 17. November 1848 über die Neuwahl, die am 16. November, also nach dem Sieg der Reaktion, in Wien stattgefunden hatte, heißt es, daß jetzt 7088 Einwohner wahlberechtigt waren, da laut Beschluß vom 10. Juni auch Arbeiter berücksichtigt werden mußten, jedoch von den Wahlberech­tigten dieses Mal nur 1709 erschienen, die 95 Wahlmänner wählten, und zwar „56 aus dem Stande der Grundbesitzer, 37 aus dem Bürger- und Gewerbestande, 2 aus dem Beamtenstande“. Sie wählten im 3. Wahlgang den Regierungsrat und Kreishauptmann Franz Kreil zum Abgeordne­ten 50). Über den Wahlbezirk Ebelsberg mit 45.038 Einwohnern, davon nur 3060 wahlberechtigt, berichtete der Wahlkommissar am 24. Juni 1848: „Von den 105 Wahlmännern gehören außer einem Geistlichen, einem Med. Doktor und 2 Beamten, 22 dem Gewerbestande und 74 dem Bauernstände an.“ 67 der anwesenden 102 Wahlmänner wählten Johann Plaß, Besitzer eines Meiergutes und „Untertan der Stiftsherrschaft St. Florian“, zum 58) Ebenda Bund 8. 59) Ebenda.

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