Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 26. (1973)

OBERMANN, Karl: Die österreichischen Reichstagswahlen 1848. Eine Studie zu Fragen der sozialen Struktur und der Wahlbeteiligung auf der Grundlage der Wahlakten

Reichstagswahlen 1848 371 durch die absolute Stimmenmehrheit von 55 gegen 39 Stimmen zum Abgeordne­ten gewählt“ 55). Soweit Wahlmänner-Verzeichnisse vorhanden sind, fehlen die Berufs­angaben. Zur Beurteilung der sozialen Stellung der Wahlmänner stehen nur zwei Wahlmänner-Verzeichnisse mit Berufsangaben zur Verfügung, und zwar vom Wahlbezirk der Vorstadt Matzleinsdorf, zu dem 11 Wahl­distrikte in Matzleinsdorf, Nikolsdorf und Wieden gehörten, und vom Wahlbezirk der Vorstadt Josefstadt. Der Wahlbezirk Matzleinsdorf stellte folgende 104 Wahlmänner: 1 Regierungsrat, 1 Kreishauptmann, 1 Obrist-Lieutenant, 1 Gutsbesitzer (Joseph Freiherr v. Dietrich), 10 Beamte, 10 Fabrikanten, 1 Barhaus-Inhaber, 1 Kaffeehaus-Inhaber, 39 Hausbesitzer, 6 bürgerliche Handelsmänner, 1 Kauf­mann, 1 bürgerlicher Pechhändler, 1 bürgerlicher Gastwirt, 1 Bäckermeister, 1 Fleischhauermeister, 2 bürgerliche Schlossermeister, 1 bürgerlicher Drechsler, 1 Tischler, 1 bürgerlicher Schuhmacher, 1 bürgerlicher Hutmacher, 1 Seidenzeug­macher, 5 bürgerliche Ziergärtner, 1 Dr. Ingenieur, 1 absolvierter Techniker, 1 Bibliothekar, 2 Kustoden (Abteilungsleiter in Museen), 8 Dr. der Medizin, 1 Dr. der Rechte, 1 Künstler, 1 Schriftsteller 56). Der Wahlbezirk Josefstadt stellte folgende 101 Wahlmänner: 1 Appellationsrat, 1 Kriminalrat, 3 Richter, 2 Inspektoren, 1 Advokat, 7 Be­amte, 1 Wirtschaftsrat, 1 Hausbesitzer und Beamter, 1 Hauptmann der National­garde, 1 Oberlieutenant der Nationalgarde, 21 Hausbesitzer, 6 Handelsmänner, 1 Kaufmann, 1 Wachshändler, 2 bürgerliche Holzhändler, 1 Lederhändler, 1 Zwirnhändler, 1 Handelsgehilfe, 1 Buchhändler, 6 Gastwirte, 1 Kaffeesieder, 3 Tischlermeister, 1 bürgerlicher Tischler, 1 Zimmermeister, 2 Bäckermeister, 2 Fleischhauer, 1 bürgerlicher Schuhmacher, 1 Handschuhmacher, 1 bürgerlicher Zeugschmied, 1 Büchsenmacher, 1 bürgerlicher Uhrmacher, 1 Rauchfangkehrer, 1 bürgerlicher Fiaker, 1 Pfarrer, 1 Lehrer, 1 Erzieher, 2 Redakteure, 3 Lite­raten, 1 Professor, 12 Dr. der Medizin bzw. Wundärzte, 2 Dr. der Rechte, 1 Dr. der Theologie 57). Neben den Beamten und den Vertretern des Besitzbürgertums ver­schafften sich also hier die Vertreter der kleinbürgerlichen Intelligenz, besonders die Ärzte, größere Geltung, während die Handwerker keine entsprechende Rolle spielten. Arbeiter traten auch hier als Wahlmänner nicht in Erscheinung. Soweit sie sechs Monate in Wien ansässig und wahl­berechtigt waren, gaben sie vermutlich ihre Stimme den Demokraten unter den Ärzten und Literaten. f) Oberösterreich In der Provinz Oberösterreich (Österreich ob der Enns) mit 718.740 Einwohnern dominierten bei den Reichstagswahlen wiederum die Bau­ern. Die Kreiskommissare in Linz, Steyr und Eferding beschränkten sich in ihren Berichten im wesentlichen auf die Wahlmänner, wobei sie nicht 55) HHStA österreichischer Reichstag I Bund 5. 56) Ebenda Bund 5. 57) Ebenda Bund 6. 24*

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